Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG

Hauptsitz: Köln
Inhaber*innen: Harald Goost, Matthias Goost, Dr. Friedrich Goost
Mitarbeiter*innen: Deutschland: 113; Ausland: 280
Unternehmensumsatz: 51 Mio. € (Stand 2017)
Produktionsländer: Armenien, Mazedonien, Polen, Rumänien, Türkei, Bangladesch, China, Pakistan, Vietnam, Tunesien
Produzierte/vertriebene Marken: BP ®

Das Unternehmen Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG ist seit dem Gründungsjahr 1788 ein inhabergeführtes Familienunternehmen. Es beschäftigt im Hauptsitz in Köln 113 Mitarbeiter*innen und 280 Mitarbeiter*innen im Eigenbetrieb in Tunesien. Weitere Produktionsstätten befinden sich in Nordafrika, Osteuropa sowie Asien. Das Unternehmen ist Hersteller von Arbeits- und Schutzbekleidung.

1. Transparenz
Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG hat den Fragebogen vollständig ausgefüllt und weitere Informationen und Dokumente mitgeliefert. Das Unternehmen ist transparent im Hinblick auf Umsätze und Unternehmensstruktur.
Als Mitglied der FWF orientiert sich Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG an den Richtlinien der FWF (Brand Performance Check Guide). Es gilt der Verhaltenskodex der FWF für die Zulieferbetriebe des Unternehmens. Die Webseite der FWF ist auf der Webseite des Unternehmens verlinkt. Die Berichte über das jährliche System-Audit durch die FWF („Brand Performance Check“) sowie „Social Reports“ sind über die Webseite öffentlich zugänglich. Das Unternehmen ist transparent im Hinblick auf Maßnahmen und Standards im Bereich Unternehmensverantwortung.
Das Unternehmen ist transparent im Hinblick auf Zulieferkette, Produktionsländer und Produktionsstätten; die Kontaktdaten der Produktionsstandorte liegen der Fair Wear Foundation (FWF) vor. Durch die Mitgliedschaft bei FWF verpflichtet sich Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG sein Lieferantenregister der FWF offenzulegen, außerdem jährlich einen „workplan“ zu erstellen (liegt der CIR vor), in dem Ziele, Beschaffungsmethoden, Beschwerdemanagement etc. beschrieben werden, jährlich einen „social report“ zu erstellen, sich einem jährlichen System-Audit („brand performance check“) durch die FWF zu unterziehen, öffentlich über die FWF-Mitgliedschaft zu informieren und nach den Audits Korrekturpläne mit einem Nachweis der erledigten Punkte abzuarbeiten. Auch diese Dokumente werden von dem Unternehmen offengelegt.

2. Belieferung der öffentlichen Hand
Die Belieferung der öffentlichen Hand macht mehr als 25 % des Umsatzes von Bierbaum-Proenen aus.
Das Unternehmen beliefert Kommunen und zentrale Beschaffungseinrichtungen mit Arbeits- und Schutzbekleidung – in der Regel über Händler.
Das Unternehmen gibt an, der öffentlichen Hand Nachweise über die Einhaltung von sozialen Standards in Form eines Nachweises über die Mitgliedschaft in einer unabhängigen Überprüfungsinitiative und mit Berichten über die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen erbringen zu müssen. Das Unternehmen schätzt, dass der öffentlichen Hand Umwelt- und Arbeitsbedingungen in der Lieferkette relativ wichtig (4/6)sind, Preis und Qualität sind der öffentlichen Hand nach Einschätzung des Unternehmens etwas wichtiger (5/6).

3. Struktur der Lieferkette
Das Unternehmen produziert in einer firmeneigenen Fabrik in Tunesien und bezieht Produkte von 12 Direktlieferanten, 5 Subproduzenten für Direktlieferanten und über drei Agenten aus Europa, Asien und Afrika. Das Unternehmen unterstützt Händler bei Ausschreibungen. Zu der Dauerhaftigkeit der Beziehungen zu seinen Lieferanten gibt BP an, seit mehr als 10 Jahren mit 31 % seiner Lieferanten, seit mehr als 5 Jahren mit 25 %, seit weniger als 5 Jahren mit 25 % und seit weniger als 2 Jahren mit 19 % der Lieferanten zusammen zu arbeiten.

4. Verhaltenskodex
Bierbaum-Proenen hat den FWF-Verhaltenskodex übernommen und verpflichtet sich über die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen hinaus dazu, dem Anrecht der Arbeiter*innen auf einen Existenzlohn nachzukommen (d.h., dass der Lohn bei einer Regelarbeitszeit den Grundbedarf der Arbeiter*innen und ihren Familien deckt und zusätzlich frei verfügbares Einkommen übrig lässt) und für ein sicheres Beschäftigungsverhältnis sowie eine angemessene Überstundenregelung Sorge zu tragen.
Das Unternehmen hat folgende vertraglich verpflichtende Vorgaben für im Ausland produzierte Waren: Alle Konfektionäre verpflichten sich, den sogenannten „Questionnaire“ (Fragebogen & Forderungskatalog) der FWF auszufüllen und ihm zuzustimmen (Auszüge des Vertrags wurden im Rahmen der Befragung vorgelegt). Darin werden die Kriterien und Anforderungen der FWF an eine menschenwürdige Beschäftigung explizit benannt und erklärt. Die Lieferanten müssen eine entsprechende Information für die Mitarbeiter*innen öffentlich aushängen (abgefasst in der jeweiligen Landessprache), um alle Mitarbeiter*innen bzgl. der Verpflichtungserklärung zur Einhaltung der Standards zu informieren. Die Lieferanten müssen Audits durch externe Audit-Teams zulassen und sich zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Arbeitsbedingungen verpflichten.

4.1 Kodexumsetzung
Der Verhaltenskodex gilt für alle Agenten, Direktlieferanten und deren Subproduzenten, die Materialien vernähen (konfektionieren). Für die Materialzulieferer von Bierbaum-Proenen gelten die ILO Kernarbeitsnormen. Um die Konfektionäre in der Zulieferkette bei der Umsetzung des Verhaltenskodex zu unterstützen, werden folgende Maßnahmen ergriffen:

  • Informationsweitergabe und Unterstützung bei sämtlichen Fragen bzgl. Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie Gespräche mit den Lieferanten
  • Technische Unterstützung (Besuche von Mitarbeiter*innen der Technik) bzgl. Effizienzsteigerung und dadurch Möglichkeit der Lohnerhöhung
  • Workplace Education Programme, ein Training für Mitarbeiter*innen und das Management durch die FWF
  • Aufzeigen von Risiken (z.B. Arbeitssicherheit) und Verbesserungspotential mittels Audits
  • Training für alle Mitarbeiter*innen im Eigenbetrieb bzgl. des Umgangs mit Gas und Elektrizität
  • Beschwerdesystem der Fair Wear Foundation (FWF), als Auffangnetz für die Arbeiter*innen in den Betrieben, falls ein internes Beschwerdesystem nicht greift bzw. funktioniert. Durch eingehende Beschwerden bei der FWF hat Bierbaum-Proenen GmbH & Co KG dann die Möglichkeit zusammen mit dem Lieferanten aktiv an einer internen Verbesserung des Beschwerdesystems zu arbeiten.

Für alle genannten Maßnahmen kommt das Unternehmen selbst auf.

4.2 Kontrollen zur Einhaltung des Kodex
Um die Einhaltung des Verhaltenskodex zu überprüfen, führt das Unternehmen soziale Audits bei allen Direktlieferanten und Subunternehmern durch. Da das Unternehmen Mitglied der Multistakeholder-Initiative FWF ist, werden die Sozial-Audits durch ein Audit-Team der externen Organisation FWF durchgeführt. Der abschließende Bericht wird an das Unternehmen weitergeleitet. Die FWF auditiert das Unternehmen und veröffentlicht die Ergebnisse gemeinsam mit den Ergebnissen der Sozialaudits bei den einzelnen Direktlieferanten in Form des „brand performance check“. Bierbaum-Proenen berichtet in seinem „social report“ über die Auditergebnisse.
Die Audits werden alle 3 Jahre durchgeführt. Werden allerdings gravierende Verstöße festgestellt, finden Audits in kürzeren Abständen statt.
Die Audits werden den Direktlieferanten immer angekündigt um sicherzustellen, dass die Gesprächspartner*innen (Betriebsleiter*in, Sicherheitsfachkraft, Arbeitnehmervertreter*in etc.) anwesend sind. Interviews mit den Mitarbeiter*innen außerhalb der Firma werden zusätzlich gemacht und vorab nicht angekündigt. Die Direktlieferanten müssen zusätzlich durch Dokumente, Fotos, etc. das Abarbeiten des Korrekturplanes nachweisen. Die Kosten der Audits trägt BP. Durch die Mitgliedschaft können Arbeiter*innen in Fabriken, in denen BP produziert, anonym bei einer Beschwerdestelle anrufen. Die Anrufe werden in Landessprache entgegengenommen.
Weitere Maßnahmen zur Kontrolle der Einhaltung des Verhaltenskodex sind regelmäßige Besuche seitens Mitarbeiter*innen von Bierbaum-Proenen in den Fabriken.

4.3 Mitgliedschaften in Kontroll-, Monitoring oder Verifizierungsinitiativen
Das Unternehmen ist seit 2010 Mitglied der Fair Wear Foundation, einer unabhängigen Multistakeholder Verifizierungsinitiative, die die soziale Verantwortung der Unternehmen nicht nur durch Audits, sondern auch durch eine enge Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen verifiziert und bei der auch die Überprüfung der Einkaufspraktiken der Unternehmen eine Rolle spielt.

4.4 Weitere Standards und Mitgliedschaften
Der firmeneigene Produktionsbetrieb Vetra in Tunesien ist SteP by Hohenstein zertifiziert. Des Weiteren bezieht das Unternehmen seit 2016 10 % seines Baumwollbedarfs über das Fairtrade-Cotton Programm. Seit 2015 ist BP Mitglied der Regierungsinitiative „Bündnis für nachhaltige Textilien“. Die Mehrzahl der Produkte ist nach Oeko-Tex Standard 100 geprüft.
Ein Großteil der Lieferanten von BP ist nach DIN EN ISO 14001 (Umweltmanagement) und DIN EN ISO 50001 (Energiemanagement) zertifiziert. Einige Lieferanten sind Systemlieferanten von bluesign System.
Das Unternehmen gibt an, den Nationalen Aktionsplan Wirtschaft und Menschenrechte im Rahmen der Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation umzusetzen.

5. Kommentar der CIR
Bierbaum-Proenen GmbH & Co. KG hat, wie schon bei der vorherigen Umfrage, den Fragebogen umgehend beantwortet. Als Mitglied der FWF seit 2010 verpflichtet sich Bierbaum-Proenen zu hohen Standards im sozialen Bereich und kommt somit den Forderungen der CIR/CCC nach einem glaubwürdigen Umgang mit dem Thema Sozialstandards nach. Das Engagement des Unternehmens im Rahmen der FWF Mitgliedschaft ist überdurchschnittlich, u. a. besitzt Bierbaum-Proenen den Leader Status innerhalb der FWF. Über seine CSR- Bemühungen berichtet BP in seinem Nachhaltigkeitsbericht.
Des Weiteren beteiligt sich das Unternehmen aktiv an Prozessen und politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Produktion von Bekleidung, beispielsweise öffentliche Veranstaltungen und Debatten um das Thema sozial verantwortliche öffentliche Beschaffung. Das Unternehmen diskutiert offen und gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen über das Thema Unternehmensverantwortung. Außerdem wird laut Unternehmensauskunft auf Wunsch von Institutionen der öffentlichen Hand Aufklärungsarbeit bei denselben geleistet bezüglich der Charakteristika von sozial fairen Arbeitsbedingungen. Der Gesamteindruck von Bierbaum-Proenen und ihren Aktivitäten im Bereich Sozialstandards und Unternehmensverantwortung ist folglich sehr positiv.

Porträt von Christian Wimberger

Ich bin für Ihre Fragen da:

Christian Wimberger
Referent für Unternehmensverantwortung, Bergbau, öffentliche Beschaffung, Guatemala
wimbergernoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-21