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Glossar

In der Zertifizierung von nachhaltigen Produkten werden zahlreiche Begriffe verwendet, die aus dem (agrar)ökologischen, sozial- und betriebswissenschaftlichen Kontext stammen. Einen Überblick zur Einführung in die wichtigsten Institutionen, Begriffe und Konzepte oder zum Nachschlagen bietet Ihnen das folgende Glossar.

A B C D E F G I K L M N P R S T U V W Z
A
Abkommen über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch (kurz: ACCORD)
Der Accord ist ein gesetzlich bindendes Abkommen zwischen den internationalen Gewerkschaften IndustriALL und UNI Global, Gewerkschaften in Bangladesch sowie internationalen Marken und Einzelhändler*innen (Unternehmen). Zudem bilden internationale NROs, darunter die Clean Clothes Campaign (CCC), Zeugen des Abkommens. Das Abkommen zielt darauf, Arbeitnehmer*innen durch Infrastruktur und Trainingsmaßnahmen aktiv in Brandschutz- und Arbeitssicherheitsmaßnahmen einzubeziehen und diese kontinuierlich zu verbessern. Rund 1,8 Millionen Arbeiter*innnen nahmen an den Trainings teil. Zudem wurden über 1.600 Textilfabriken in Bangladesch auf ihre Standards bei Brandschutz und Gebäudesicherheit hin geprüft und Verbesserungsmaßnahmen definiert und umgesetzt.

Agrarökologie
Der Begriff wurde anlässlich der Welternährungskonferenz 1996 von der internationalen Kleinbäuerinnen-, Kleinbauern- und Landarbeiter*innenbewegung „La Via Campesina“ („Der bäuerliche Weg“) als Alternativkonzept zur vorherrschenden industriellen Landwirtschaft geprägt. Das ganzheitliche Konzept der Agrarökologie bietet zahlreiche Lösungen für einen grundlegenden Wandel der Agrar- und Ernährungssysteme und zeigt einen Weg hin zur Ernährungssouveränität. Diese beinhaltet Landreformen, die Achtung der Rechte der Bäuerinnen, Bauern und Landarbeiter*innen, die Ablehnung des Einsatzes von Gentechnik in der Landwirtschaft, den Schutz von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern vor billigen Importen (Dumping) und soziale Gerechtigkeit.

Agroforstsysteme
bezeichnen die Nutzung von Flächen, auf denen Ackerbau und/oder Viehzucht mit dem Anbau von Bäumen und/oder Sträuchern kombiniert wird. Dadurch können zum Beispiel Bodenfruchtbarkeit, Artenvielfalt und Mikroklima verbessert werden.

Akkordlohn
Der Akkordlohn ist eine Form eines Arbeitsentgelts, dessen Höhe nicht nach der aufgewendeten Arbeitszeit, sondern nach dem erzielten Arbeitsergebnis bemessen wird, z.B. dem Gewicht der eingeholten Ernte oder der Anzahl der genähten T-Shirts.

Audit
Als Audit wird eine formelle Kontrolle der Geschäftsbücher und Finanzberichte auf ihre Richtigkeit bezeichnet. Ein Audit sollte von externen unabhängigen Personen durchgeführt werden. Beim Sozial-Audit werden Belege (z.B. Arbeitszeiterfassung, Lohnzettel) untersucht und auf ihre Richtigkeit überprüft. Teilweise werden Gespräche mit einzelnen Beschäftigten geführt. Um Lohnzahlungen zu beurteilen, müssen die Kontrollen Arbeitszeit und auch Entlohnungsgrundsätze wie Akkordlohn berücksichtigen. Das Management-System-Audit prüft, ob die Geschäftsfelder des Unternehmens so ausgestaltet sind, dass die Einhaltung des Verhaltenskodex möglich ist.

B
Beschwerdesystem
Das Beschwerdesystem vor Ort sollte von unabhängigen lokalen Akteur*innen betreut werden. Sie prüfen etwaige Beschwerden und geben sie an das Unternehmen oder die Standardinitiative weiter. Das Beschwerdesystem muss den Arbeiter*innen vorgestellt werden, die Ansprechpartner*innen vor Ort müssen bekannt sein und die Sozialstandards müssen in der jeweiligen Landessprache öffentlich aushängen. Im besten Fall fließen die Beschwerden in die Risikoanalyse und Audits ein.

Bodenerosion
bezeichnet die starke Abtragung der oberen fruchtbaren Bodenschichten durch Wasser oder Wind. Erosion wird durch eine unsachgemäße Nutzung von Böden (Überweidung, Abholzung, aber auch Entfernung von Bodenbewuchs) begünstigt.

Brand Performance Check
Der Brand Performance Check ist ein Kernelement der Mitgliedschaft bei Fair Wear. Die Mitgliedsunternehmen werden jährlich von Fair Wear überprüft und bewertet. Bei einem Vor-Ort-Termin müssen Unternehmen ihre Anstrengungen für Transparenz und Nachhaltigkeit dokumentieren und die Verankerung der Sozialstandards in den Unternehmensabläufen nachweisen. Die Ergebnisse der Prüfung sind öffentlich.

C
Claim
Mit Claim ist hier gemeint, dass die Produktkennzeichnung den Verbraucher*innen schnell verständlich mitteilt, wie hoch der Anteil des zertifizierten Rohmaterials ist.

D
DETOX-Verpflichtung
Greenpeace fordert in seiner DETOX-Kampagne, dass Unternehmen auf gefährliche Chemikalien in der Textilproduktion verzichten. Inzwischen haben 76 Unternehmen, darunter Aldi, adidas, C&A, H&M, Lidl und Rewe sich öffentlich verpflichtet, Schadstoffe durch ungefährliche Substanzen in den Textilien zu ersetzen.Greenpeace fordert in seiner DETOX-Kampagne, dass Unternehmen auf gefährliche Chemikalien in der Textilproduktion verzichten. Inzwischen haben 76 Unternehmen, darunter Aldi, adidas, C&A, H&M, Lidl und Rewe sich öffentlich verpflichtet, Schadstoffe durch ungefährliche Substanzen in den Textilien zu ersetzen.

Diversifikation
Diversifikation oder Diversifizierung bedeutet in der Landwirtschaft, dass Produzent*innen eine bestimmte Mindestanzahl unterschiedlicher Kulturpflanzen gleichzeitig anbauen. Anbau-Diversifizierung ist nicht mit Fruchtfolge gleichzusetzen.

E
Einkaufspraktiken
Das Unternehmen muss langfristige Lieferbeziehungen eingehen, angemessene Abnahmepreise zahlen und massive Auftragsspitzen verhindern, um Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Arbeitsstandards in der Zulieferkette eingehalten werden können. Die Kontrollsysteme müssen auch das Einkaufsverhalten der beauftragenden Unternehmen einschließen und optimieren. Die Überprüfung der Einkaufspolitik führt Fair Wear im Rahmen des Brand-Performance-Check durch.

Existenzsichernde Löhne/Einkommen (living wages)
Existenzsichernde Löhne decken die Ausgaben, die ein*e Arbeiter*in und die von ihm*ihr Abhängigen für ein menschenwürdiges Leben benötigen im Hinblick auf Nahrung, Unterkunft, Kinderbetreuung, Bildung, Gesundheitsversorgung etc. Generell sollen Anreizsysteme über Boni und nicht über Akkord erfolgen. Mindestlöhne hingegen sind gesetzlich vorgeschriebene Löhne, die nicht für ein menschenwürdiges Leben ausreichen.

F
Fairer Handel
Der Faire Handel ist zu Beginn der 1970er Jahre entstanden als Gegenbewegung zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels. Konfessionelle Jugendverbände wollten damit auf die ungerechten Welthandelsstrukturen aufmerksam machen. Der Faire Handel setzt auf eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Als Fairer Handel (englisch fair trade) wird ein kontrollierter Handel bezeichnet, bei dem die Erzeuger*innen für ihre Produkte einen Mindestpreis erhalten, der von einer Organisation des Fairen Handels bestimmt wird. Zu diesen Organisationen zählen u. a. Gepa, Banafair.

Fruchtfolge
Als Fruchtfolge wird die zeitliche Abfolge beim Anbau von Nutzpflanzenarten im Ablauf der Vegetationsperiode bezeichnet. Findet kein Fruchtwechsel statt, wird von einer Monokultur gesprochen. Nachteile von Monokulturen sind Schädlingsbefall oder eine einseitige Nährstoffverarmung der Böden, die oft einen erhöhten Einsatz von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln notwendig machen. Vor allem im ökologischen Landbau findet die vielseitige Fruchtfolge und eine schonende Bodenbearbeitung Anwendung.

G
Global Living Wage Coalition
Mitgliedsorganisationen der ISEAL Alliance haben sich in dem Bündnis zusammengetan, um gemeinsam basierend auf einer Methode des pensionierten Ökonomen Richard Anker eine existenzsichernde Lohnhöhe zu ermitteln. Eine existenzsichernde Entlohnung wird hierbei durch die Erhebung qualitativer (Vergleich mit gewerkschaftlich organisierten Fabriken) und quantitativer (Berechnung der benötigten Lohnhöhe in der Region) Daten ermittelt und eine Strategie erarbeitet, wie man die Löhne schrittweise erhöhen kann. Die Fortschritte werden systematisch mit Indikatoren und Meilensteinen überwacht und dokumentiert. Hierzu legt das Bündnis in einer globalen Datenbank Richtwerte für existenzsichernde Lohn-Vergleichsmaßstäbe in einem Land/einer Region und in einer Industrie fest. Lokale Informationen und kulturelle Besonderheiten fließen jedoch nur begrenzt in die Datenerfassung ein.

Globaler Süden
Mit dem Begriff Globaler Süden wird eine im globalen System benachteiligte gesellschaftliche, politische und ökonomische Position beschrieben. Globaler Norden hingegen bestimmt eine mit Vorteilen bedachte, privilegierte Position. Die Einteilung verweist auf die unterschiedlichen Erfahrungen mit Kolonialismus und Ausbeutung, einmal als Ausgebeutete und einmal als Profitierende. Die Einteilung Süd und Nord ist zwar auch geografisch gedacht, aber nicht ausschließlich. Mit dem Begriffspaar wird versucht, unterschiedliche Positionen in einem globalen Kontext zu benennen, ohne dabei wertende Beschreibungen wie z.B. „entwickelt”, „Entwicklungsländer” oder „Dritte Welt” zu benutzen.

Greenwashing
ist eine kritische Bezeichnung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Werbemaßnahmen, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen. Der Begriff spielt auf Grün als Symbol für Natur und Umweltschutz und Waschen im Sinne von Geldwäsche oder „sich reinwaschen” an.

GVOs – Gentechnisch veränderte Organismen
Ein Organismus, mit Ausnahme des Menschen, dessen genetisches Material in einer Weise verändert worden ist, wie sie unter natürlichen Bedingungen durch Kreuzen oder natürliche Rekombination nicht vorkommt, wird laut dem Deutschen Gentechnikgesetz als gentechnisch veränderter Organismus (GVO) bezeichnet. In der (industriellen) Landwirtschaft werden GVOs v. a. verwendet, um höhere Erträge zu erwirtschaften, z. B. in Form von neu entwickeltem Saatgut, das resistent gegen bestimmte chemische Pflanzenschutzmittel ist. Als Folge werden oftmals mehr chemische Spritzmittel in der Landwirtschaft eingesetzt und die Entwicklung von Resistenzen bei anderen Pflanzen und Tieren wird beschleunigt. Darüber hinaus sind auch gesundheitliche Gefahren für Menschen und Tiere durch die Verwendung von GVOs in der Landwirtschaft möglich.

I
IFOAM
ist seit 1972 die internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen. Aktuell gibt es über 800 Mitglieder in über 100 Ländern. Ziel ist es u. a., den Vergleich sowie die gegenseitige Anerkennung von ökologischen Standards zu vereinfachen.

ILO (Kernarbeitsnormen)
Die ILO (International Labour Organization) ist eine Teilorganisation der UNO, die soziale Gerechtigkeit und Menschen- und Arbeitsrechte fördert und in diesem Zusammenhang z.B. internationale Arbeitsstandards erarbeitet hat. Vier Grundprinzipien bestimmen das Selbstverständnis und das Handeln der Internationalen Arbeitsorganisation: Vereinigungsfreiheit sowie das Recht auf Kollektivverhandlungen, Beseitigung der Zwangsarbeit, Abschaffung der Kinderarbeit und das Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf. Diese Grundprinzipien haben in acht Übereinkommen, den ILO-Kernarbeitsnormen, ihre konkrete Ausgestaltung erfahren: Übereinkommen 87 (Vereinigungsfreiheit), 98 (Vereinigungsrecht), 29 (Zwangsarbeit), 105 (Abschaffung der Zwangsarbeit), 100 (Gleichheit des Entgelts), 111 (Diskriminierung), 138 (Mindestalter) und 182 (Kinderarbeit). Zudem gibt es noch 198 Empfehlungen der ILO, die aber nicht rechtsverbindlich sind.

Imaflora
Imaflora ist eine brasilianische NPO, die sich seit 1995 dem Umweltschutz und der Verbesserung und Erhaltung der Lebensqualität der Land- und Forstarbeiter*innen und der indigenen Bevölkerung in Brasilien verschrieben hat. Die Organisation setzt sich für die Reduzierung von Treibhausgasen ein und möchte Vorteile für Mensch, Umwelt und Wirtschaft vereinen. Imaflora ist auch eines der wichtigsten Institute für Sozial- und Umweltzertifizierung in Brasilien, u. a. führen sie Kontrollen nach GLOBALG.A.P, Rainforest Alliance, FSA-SAI und FSC durch.

Integrierter Pflanzenschutz
Durch den integrierten Pflanzenschutz soll ein möglichst effizienter Schutz vor Schadorganismen bei gleichzeitig möglichst geringer Anwendung von Pestiziden erreicht werden. Eine Kombination biologischer, pflanzenzüchterischer und anbautechnischer Maßnahmen soll dazu führen, dass chemische Pflanzenschutzmittel nur im notwendigen Maße verwendet werden. V. a. im ökologischen Landbau wird weitgehend auf den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln verzichtet. Dies bedeutet, dass die Landwirt*innen dazu angehalten werden, vorbeugende Methoden gegen Schädlinge und Krankheiten vor dem Einsatz von Pestiziden zu nutzen.

Iseal Alliance (International Social and Environmental Accreditation and Labelling Alliance)
Der Zusammenschluss aus internationalen Zertifizierungsorganisationen aus den Bereichen Holz, Fischerei, Bio und Fairer Handel wurde Ende der 1990er-Jahre gegründet. Das Bündnis zielt auf die verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern und vertritt gemeinsame Interessen nach außen. Die ISEAL Alliance definiert beispielsweise Standards und überprüft die Kriterien der jeweiligen Mitgliedsorganisation. Alle standardsetzenden Organisationen, die Mitglied der ISEAL Alliance sind, müssen den Impacts Code implementieren und öffentlich über Ergebnisse berichten.Der ISEAL Code of Good Practice for Assessing the Impacts of Social and Environmental Standards (Impacts Code) hilft Standardsystemen dabei, die Ergebnisse der Überprüfungen der Nachhaltigkeitskriterien nachzuvollziehen und die Effektivität ihrer Programme einzuschätzen. Der Impacts Code bietet ein Rahmenwerk, mit dem ein Monitoring- und Evaluierungssystem entwickelt werden kann, das sowohl kurz- als auch langfristige Wirkungen erfassen kann.

ISO-Normen 9000/14000/17025/17065
Eine ISO-Norm ist eine von der Internationalen Organisation für Normung (ISO) publizierte Norm zur Qualitätssicherung von Dienstleistungen nach festgelegten Regeln. Die Umweltnormen ISO 14000 beziehen sich auf die mit Produktionsprozessen verbundenen Fragen des Umweltmanagements. Unter Umweltmanagement werden u. a. die Identifikation und Kontrolle von Umweltauswirkungen sowie die Verbesserung der Umweltverträglichkeit verstanden. Die Norm ISO 9000 beschreibt Anforderungen an das Managementsystem eines Unternehmens. Die Norm ISO 17065/17025 enthält Grundsätze und Anforderungen für die Kompetenz und Unparteilichkeit der Zertifizierung u. a. von Prozessen sowie für die Stellen, die diese Tätigkeiten anbieten.

K
Korrekturmaßnahmen (Corrective Action Plan)
Korrekturmaßnahmen sollten vorgenommen werden, wenn bei der Kontrolle Verstöße gegen die Arbeitsrichtlinien festgestellt wurden. Ein Anpassungs- oder Korrekturplan setzt fest, welche korrigierenden Maßnahmen durchgeführt und in welchem Zeitraum die Verstöße eingestellt werden sollen.

L
Lokales Wissen
Der Austausch von Wissen spielt eine zentrale Rolle für eine gelungene Agrarökologie. Dabei ist insbesondere wichtig, nicht nur Wissen von Wissenschaftler*innen zu berücksichtigen, sondern auch lokales Wissen, z. B. das Wissen von Produzent*innen und Händler*innen, wertzuschätzen und zu teilen.

M
Mengenbilanzierung
Die Rückverfolgbarkeit der einzelnen fair gehandelten Zutaten ist bei Fairtrade-gelabelten Produkten mit Mengenausgleich nicht gegeben. Die fair gehandelte Rohware wird nicht von der nicht fair gehandelten Ware getrennt, so bei Kakao, Rohrzucker, Tee, Kakao und Fruchtsaft. Der Mengenausgleich ist vergleichbar mit dem Ökostrommodell: Liefert ein*e Produzent*in z. B. zehn Tonnen Fairtrade-Inhaltsstoffe an eine Fabrik, darf die Fabrik zehn Tonnen des verarbeiteten Inhaltsstoffes als Fairtrade verkaufen. Sowohl in den zertifizierten als auch in nicht zertifizierten Endprodukten sind jeweils entsprechend berechnete Fairtrade- und konventionelle Inhaltsstoffe enthalten.

Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten (Due Diligence)
bezeichnen die unternehmerische Verantwortung zur Achtung der Menschenrechte. Diese umfasst z.B. die kontinuierliche Analyse der Auswirkungen der eigenen Tätigkeit und Geschäftsbeziehungen auf die Menschenrechte (unter Einbeziehung der Zivilgesellschaft) sowie das Ergreifen von effektiven Gegenmaßnahmen, um Missstände zu beheben und wiedergutzumachen. Diese Pflichten sind international anerkannt und in den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte festgeschrieben.

Monitoring
Kontrollen des Arbeitsalltags in den Produktionsstätten sowie die Überwachung der Einhaltung eines Standards. Ein internes Monitoring muss es sowohl bei Verifizierungen als auch bei Zertifizierungen geben.

Mulesing
Als Mulesing wird das Entfernen der Haut rund um den Schwanz von Schafen ohne Schmerzausschaltung bezeichnet. Es ist ein in Australien gebräuchliches Verfahren, um einen Befall mit Fliegenmaden (Myiasis) zu verhindern.

N
NPO – Non-Profit-Organisation
Eine NPO unterscheidet sich von einer NRO darin, dass sie sich aus selbst erwirtschafteten finanziellen Mitteln finanziert (nicht aus Spenden und Mitgliederbeiträgen), häufiger lokal und nicht international agiert und nicht zwingend politisch ist. NPOs bieten (soziale) Dienstleistungen im Rahmen eines Unternehmens an, ohne gewinnorientiert zu sein, eine NRO zielt auf Verbesserung gesellschaftlicher Verhältnisse ab.

NRO – Nichtregierungsorganisation (NGO – Non-governmental organization)
beschreibt grundsätzlich einen Verband oder eine Gruppe, die gemeinsame Interessen vertritt, nicht gewinnorientiert (non-profit) und in ihren Entscheidungen nicht von Regierungen oder staatlichen Stellen abhängig ist. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich der Begriff NRO besonders für Organisationen durchgesetzt, die sich gesellschaftspolitisch engagieren, z. B. in den Bereichen Entwicklungs-, Umwelt- und Menschenrechtspolitik.

P
PAN-Liste
Die Liste hochgefährlicher Pestizide des Pesticide Action Network (PAN) listet 310 Wirkstoffe auf, die für Menschen, Tiere und die Umwelt besonders gefährlich sind. Dazu zählen Pestizide, die als krebserregend, fortpflanzungsschädigend, erbgutverändernd, ozonschädlich oder hoch bienengefährlich eingestuft sind.

Permakultur
Permakultur ist ursprünglich ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen. Der zentrale Gedanke der Permakultur ist, energieintensive und umweltbelastende Industrietechnologien zu reduzieren oder zu ersetzen. Um unabhängige, widerstandsfähige und gerecht verteilte Lebensräume zu schaffen, schlägt die Permakultur pragmatische methodologische Prinzipien vor, die auf wissenschaftlicher Ökologie, traditionellem Wissen indigener Völker, Beobachtung und Experimentieren beruhen. Wie beim ökologischen Landbau wird auf Monokulturen und den Einsatz chemisch-synthetischer Dünger und Pestizide verzichtet. Durch Ansiedlung unterschiedlicher Pflanzen und Tiere soll die natürliche Artenvielfalt gefördert werden. Ziel einer permakulturellen Planung ist es ähnlich einer Kreislaufwirtschaft, durch geschlossene Stoffkreisläufe langfristig stabile Ökosysteme zu schaffen, die sich selbst erhalten und nur noch minimaler menschlicher Eingriffe bedürfen.

Preisprämien
sind ein gängiges Instrument im Fairen Handel, das einen Preisaufschlag für Produzent*innen vorsieht. Dieser wird in gemeinschaftliche Projekte zur Verbesserung der Lebensgrundlage, wie Bildung oder Gesundheitsvorsorge, investiert.

R
Risikoanalyse/Risikomanagement (risk-assessment)
Durch die Produktion von Textilien und Lebensmitteln in globalen Wertschöpfungsketten ergeben sich unterschiedliche Probleme und Risiken für Menschen und die Umwelt. So werden beispielsweise Menschen- und Arbeitsrechte häufig durch schlechte Arbeitsbedingungen auf Plantagen und Fabriken verletzt oder Ökosysteme durch die Produktion geschädigt. Die Identifikation und Analyse sowie Entwicklung und Umsetzung von geeigneten Maßnahmen, um solche Risiken zu reduzieren oder gar zu verhindern, wird auch als Risikomanagement bezeichnet.

S
Schulungen (capacity building)
Ergänzende Maßnahmen von Nachhaltigkeitsinitiativen und der von ihnen zertifizierten Unternehmen wie Schulungen in Arbeitsrechten oder Arbeitsschutz sollten gefördert werden. Kontrollen allein führen nicht zu Verbesserungen und stellen nur eine Momentaufnahme dar, daher ist der Aufbau von Kompetenzen zentral.

Stakeholder
Dazu gehört jede Gruppe oder Organisation, die von den Aktivitäten einer Firma betroffen ist bzw. diese selbst beeinflusst. Beispiele sind Arbeiter*innen, Gewerkschaften, Konsument*innen, Anwohner*innen, Lieferant*innen, Abnehmer*innen. Oft bestehen Interessenskonflikte mit den Aktionär*innen (Shareholder).

T
Tiergerechtigkeit
Das Wohl eines Tieres hängt stark davon ab, ob die Haltungsbedingungen tiergerecht sind. Dies kann durch die Prüfung der „Fünf Freiheiten” bewertet werden: Freiheit von 1) Hunger und Durst, 2) haltungsbedingten Beschwerden, 3) Schmerz, Verletzungen und Krankheiten, 4) Angst und Stress sowie 5) zum Ausleben normaler Verhaltensmuster.

U
UN-Kinderrechtskonvention
Die Kinderrechtskonvention gehört zu den internationalen Menschenrechtsverträgen der UN und ist das wichtigste internationale Menschenrechtsinstrumentarium für Kinder. Sie wurde am 20. November 1989 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. Mit Ausnahme der USA haben alle Mitgliedsstaaten der UN die Kinderrechtskonvention ratifiziert.

Unabhängige Dritte
Die glaubwürdigste Form eines Audits wird von zertifizierten Drittanbieter*innen durchgeführt. Diese sind unabhängig sowohl von der standardsetzenden Organisation als auch von dem zu zertifizierenden Unternehmen. Dazu sind sie spezialisiert und nach ISO-Standards qualifiziert für entsprechende Nachhaltigkeitskontrollen. Viele transparente Nachhaltigkeitssysteme veröffentlichen auch Listen der Drittanbieter*innen, mit denen sie zusammenarbeiten.

V
Vereinigungsfreiheit und das Recht auf Kollektivverhandlungen
gehören zu den Grundprinzipien, die das Selbstverständnis und Handeln der ILO bestimmen (siehe dort: Normen 87 und 98). Durch die Förderung und Beteiligung von Gewerkschaften wird die Glaubwürdigkeit von Siegeln erhöht. Sie müssen eine aktive Rolle spielen, wenn es um Interessen von Arbeiter*innen geht, sowohl bei der Standardsetzung als auch bei den Kontrollen vor Ort. Gewerkschaften sollten auch Kontakt zu den Arbeiter*innen in den zertifizierten Firmen/Plantagen direkt aufnehmen, um die Arbeiter*innen mit Informationen zu ihren Rechten zu verhelfen und aktiv neue Mitglieder werben zu können.

Verhaltenskodex (Code of conduct /CoC)
Ein Verhaltenskodex im Bereich globales Wirtschaften ist eine Selbstverpflichtung von Unternehmen, in der dazu aufgerufen wird, Geschäftstätigkeiten auf eine bestimmte Art und Weise umzusetzen oder bestimmte Praktiken zu unterlassen. Dazu können z.B. die Einhaltung von definierten Sozial-und Umweltstandards entlang der eigenen Lieferkette zählen. Ob ein Verhaltenskodex glaubwürdig und wirksam ist, hängt vor allem davon ab, wie die enthaltenen Verhaltensregeln überprüft werden und ob über entsprechende Untersuchungen und Korrekturmaßnahmen öffentlich berichtet wird.

Verifizierung
Als Verifizierung wird die Überprüfung eines Monitoringprozesses bezeichnet. Die unabhängige Verifizierung erfolgt im Rahmen einer Multi-Stakeholder-Initiative und zielt darauf ab, herauszufinden, ob der Monitoringprozess des Unternehmens die wichtigen Beobachtungsfelder erfasst, Probleme erkennt und diese zielgerichtet und effektiv behebt.

W
Wage Ladder
2011 wurde die Wage Ladder (Einkommensleiter) eingeführt, ein neu entwickeltes Online-Tool, das Fair Wear-Mitgliedern dabei hilft, Fortschritte in der existenzsichernden Entlohnung zu machen. Die Einkommensleiter ermöglicht Löhne, die von den einzelnen Firmen gezahlt werden, mit einer Auswahl an relevanten Richtwerten zu vergleichen, die von NROs, sozialen Organisationen, Wirtschaftsverbänden und Behörden erstellt worden sind. Die Einkommensleiter stellt visuell dar, wie hoch die in den verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens gezahlten Löhne im Vergleich zu diesen Richtwerten sind. Dies liefert eine Verhandlungsbasis für einen firmeninternen Tarifvertrag. Die Organisation hat das Instrument öffentlich zugänglich gemacht, um eine bessere Entlohnung in der Textilindustrie und darüber hinaus zu unterstützen.

Wirkungsanalyse (Impact-Analyse)
Eine Wirkungs-(engl: Impact-)analyse untersucht, welche beabsichtigten und unbeabsichtigten Auswirkungen der Standard oder bestimmte Kriterien eines Standards auf eine Zielgruppe oder die Umwelt haben können. Somit kann die Wirksamkeit der Nachhaltigkeitssysteme besser eingeschätzt werden. Darüber hinaus bieten solche Analysen meist die Grundlage für die Weiterentwicklung des Standards.

Z
Zertifizierung
Eine Zertifizierung ist das Verfahren, mit dem die Einhaltung bestimmter Anforderungen nachgewiesen werden soll. Entsprechende Nachweise werden häufig mit einem Gütesiegel ausgezeichnet, das beispielsweise auf Grundlage von regelmäßigen Audits auf Farmen oder in Fabriken vergeben wird.

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Porträt von Sandra Dusch Silva

Ich bin für Ihre Fragen da:

Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
duschnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800