Systemwandel

So schön kann Zukunft sein!
Wirtschaft neu denken

Unser Wirtschaftssystem ist sozial-ungerecht und zerstört unsere Lebensgrundlage.
Was können wir dagegen tun?

Tropenstürme, der Verlust der Artenvielfalt und ungewöhnliche Dürreperioden zeigen es deutlich: Der Planet ist erschöpft. Und die Menschen, die unter gefährlichen Arbeitsbedingungen Rohstoffe abbauen, Kleidung nähen oder Pestizide auf Ackerflächen sprühen müssen, um überleben zu können, sind es auch. Das aktuelle Wirtschaftssystem, das Profit in den Mittelpunkt der Gesellschaft stellt und vor Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltkatastrophen die Augen verschließt, ist nicht zukunftsfähig. Es braucht grundlegende Veränderungen in der Art, wie wir Wirtschaft verstehen, um eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen zu erschaffen.

Systemfehler: Grundlegende Problematiken der Wirtschaft

Imperiale Lebensweise

Erdbeeren im Winter, 12 Modekollektionen im Jahr und abhängig vom Smartphone: In unserem Alltag finden sich Gewohnheiten wieder, die auf konstanter Ausbeutung beruhen. Sowohl Menschen, die in Minen seltene Rohstoffe für Smartphones abbauen, als auch die Natur, die für Monokulturen und lange Lieferketten herhalten muss, leiden unter dieser Lebensweise.

 

Insbesondere der Globale Norden, also die wirtschaftsstarken Industrieländer, verbraucht extrem viele Ressourcen im Vergleich zum Globalen Süden. Die Konsequenzen des hohen Ressourcenverbrauchs werden systematisch in die Länder des Globalen Südens ausgelagert, denn dort zeigen sich die verheerenden Schäden der Klimakrise zuerst, dort werden Menschen in gefährlichen Arbeitsbedingungen ausgebeutet, und dort verbleibt auch nur ein kleiner Zugriff auf Land, Wasser, Nahrung oder fossile Brennstoffe.

Klimascheinlösungen

„Grünes Wachstum“ scheint die Lösung von Politik und Wirtschaft zu sein, um die Klimakrise in den Griff zu bekommen. In dieser Manier stuft beispielsweise die EU-Kommission Atomkraft und Erdgas als nachhaltige Alternativen ein. Dass weder die gesundheitlich risikoreiche Atomenergie noch das Methan ausstoßende und Grundwasser bedrohende Erdgas langfristig nachhaltige Lösungen sein können, ist jedoch offensichtlich.

 

Diese Klimascheinlösungen sind nicht konsequent genug, um die Klimakrise einzudämmen. Es braucht fortschrittliche, grundsätzlichere Ansätze, die nicht nur weniger CO2 ausstoßen, sondern von Grund auf Ökosysteme und Menschenrechte wahren.
Die CIR setzt sich für langfristig gedachte Lösungen in der Klimakrise ein und hat aus diesem Grund ein Positionspapier gegen Klimascheinlösungen unterzeichnet.

 

Lesen Sie hier das Positionspapier für klimagerechte Lösungen!

Planetare Grenzen

Unsere Lebensweise verursacht gravierende globale Umweltveränderungen. Das macht das von 30 internationalen Wissenschaftler*innen entwickelte Konzept der „planetaren Belastbarkeitsgrenzen“ deutlich. Dieses macht neun zentrale globale Prozesse aus, die die Belastungsgrenzen der Erde bestimmen.
Vier dieser Systeme haben bereits die berechnete sichere Grenze überschritten oder stehen kurz davor.

 

  • Klimawandel
  • Artenvielfalt
  • Landnutzungswandel (Landfläche, die in landwirtschaftliche Anbaufläche umgewandelt wird)
  • Biogeochemische Flüsse (insbesondere der Stickstoffkreislauf)
Zusätzlich dazu überschreitet die Süßwassernutzung häufig die lokale und regionale Belastbarkeitsgrenzen. Das Konzept verdeutlicht, dass der Klimawandel mit weiteren, sich gegenseitig bedingenden Veränderungen einhergeht und damit nicht allein gravierende Umweltschäden nach sich zieht. Die Wissenschaftler*innen befürchten, dass die derzeitigen Entwicklungen dazu führen werden, dass die Erde in eine neue erdgeschichtliche Epoche eintritt. Berücksichtigt man, dass die derzeitige Zeit des „Holozäns“ seit 11.000 Jahren relativ stabil war und sie die natürliche Lebensgrundlage für die gesamte Menschheit darstellte, ist eine neue erdgeschichtliche Epoche ein riesiger Einschnitt!

Soziale Ungleichheit

Während Milliardär*innen Flüge ins All planen, lebt fast die Hälfte der Menschheit in Armut, das heißt ihr steht weniger als 5,50 Dollar am Tag pro Person zur Verfügung. Seit den 1990er Jahren hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung fast 20-mal mehr Vermögen aufgebaut als die ärmsten 50 Prozent der Menschheit zusammen. Die Corona-Pandemie hat diese Ungleichheit dramatisch verstärkt:
  • Wirtschaftlich privilegierte Länder haben deutlich mehr COVID-19-Impfstoffe erhalten als Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
  • Frauen sind besonders von wachsender Armut betroffen: hohe Einkommensbußen, mehr geschlechtsspezifische Gewalt und mehr unbezahlte Care-Arbeit durch Corona.
  • Verschärfung der Bildungskrise: Bis zu 70 Prozent der zehnjährigen Kinder in einkommensschwachen Ländern können altersgemäß einfache Texte nicht lesen und verstehen.
All diese Entwicklungen sozialer Ungleichheit zeigen uns, dass unser Wirtschaftssystem strukturell Macht- und Eigentumsverhältnisse bestimmt und Profite vor das Gemeinwohl stellt. Wir brauchen ein grundlegend anderes Wirtschaftssystem, das eine sozial gerechte Zukunft ermöglicht!
So schön kann Zukunft sein! Wirtschaft neu denken

Das derzeitige Wirtschaftssystem ist sozial ungerecht und ökologisch gefährlich. Es braucht daher grundlegende Lösungen für eine lebenswerte Zukunft, in der ein gutes Leben für alle möglich ist! In unserer Vision für eine neues Wirtschaftssystem denken wir Soziales und Ökologie zusammen.

Die CIR hat Zukunftsvisionen für…

Demonstration
Geschmacklose Zutaten in unseren Lebensmitteln

Fast alle Lebensmittel, die wir im Supermarkt kaufen können enthalten sie: „geschmacklose Zutaten“ wie Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung. Konsument*innen wissen oft nicht, welche Folgen ihr Essen für Mensch und Umwelt hat. Zum Einen leiden die Arbeiter*innen in der Agrarbranche unter schlechter Bezahlung und risikoreichen Arbeitsbedingungen.

Elvira Xol Yat, 22, lebt neben einer riesigen Ölpalmen-Plantage und bekommt die damit einhergehenden Probleme selbst zu spüren. Foto: James Rodriguez

Kleinbäuerinnen und Kleibauern im Globalen Süden werden oft von großen Lebensmittelkonzernen vertrieben, was eine ungerechte Verteilung der Wertschöpfung bestärkt. Zum Anderen werden unter anderem Wälder gerodet und durch industriellen Monokulturanbau (z. B. Palmölplantagen ) und Pestizideinsatz Böden unfruchtbar gemacht. Transnationale Lebensmittelkonzerne kommen also nicht ihren unternehmerischen Sorgfaltspflichten nach. Sie verweigern sich damit einer Ahndung und Beseitigung von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung (z. B. Nitratbelastung, Verlust von Biodiversität, Wassermangel) in ihren Lieferketten.

Agrarökologie stärken!

Wir fordern deshalb ein Agrar- und Ernährungssystem, das
• gute Lebens- und Arbeitsbedingungen,
• gesunde Lebensmittel und allgemeinen Zugang zu ihnen,
• intakte Ökosysteme und
• partizipative Entscheidungsprozesse
beinhaltet.
Die Agrarökologie bietet uns eine Perspektive, wie dieser Wandel aussehen kann. Es ist ein Konzept, das sowohl auf ökologischen Prinzipien als auch auf dem politischen Ansatz der Ernährungssouveränität und dem Recht auf angemessene Nahrung basiert. Agrarökologie verstehen wir als einen ganzheitlichen und systemischen Ansatz, der Wissenschaft, Praxis und soziale Bewegung vereint. Dabei ist jede dieser Komponenten gleichermaßen bedeutend.

Die 13 Prinzipien der Agrarökologie beinhalten außerdem u. a. Recycling, das Wohlergehen des Bodens und der Tiere sowie solidarische Wirtschaftskreisläufe.

Schon gewusst?

Die CIR ist Teil der europaweiten „Our Food. Our Future“-Kampagne, die sich für den nachhaltigen Wandel des Ernährungssystems und faire Agrarlieferketten einsetzt, um globale Probleme wie Klimawandel und Migration weltweit zu bekämpfen.

Auswirkungen des deutschen Rohstoffhungers

 

Foto: Ricardo Lanza

Mineralische Rohstoffe wie Kupfer, Nickel oder Gold sind die Grundlage für viele Produkte unseres Alltags. Sie stecken in Elektrogeräten, Schmuck oder Batterien. Für die angestrebte Digitalisierung und verstärkte Nutzung von erneuerbaren Energien werden sie insbesondere benötigt. Hochrechnungen zufolge könnte sich der Lithiumverbrauch bis 2035 mit Zukunftstechnologien wie Elektromobilität um 17.900 Prozent steigern, der Kupferverbrauch um 4.300 Prozent im Vergleich zum Verbrauch von 2013.
Deutschland ist einer der größten Rohstoffverbraucher weltweit und muss diese Mineralien fast komplett importieren.

Die aktuelle Rohstoffpolitik der EU und der Bundesregierung ist nicht zukunftsfähig, weil sie der Industrie uneingeschränkten Zugriff auf Rohstoffe weltweit garantiert. Außerdem wird das Wegwerfen von Produkten im Vergleich zur Reparatur belohnt: Der Neukaufpreis von Geräten in Deutschland ist zwischen 1991 und 2016 um 34 Prozent gesunken, während die Reparaturkosten um 40 Prozent gestiegen sind. Schließlich werden der Produktion von Autos, Smartphones und Computern keine Grenzen gesetzt, wodurch der Wert der Geräte und ihrer Ressourcen geschmälert wird. Rund ein Drittel der Elektrogeräte wird voll funktionstüchtig ausgetauscht.

Die Kosten des Rohstoffverbrauch tragen Menschen im Globalen Süden in Form von
• Naturzerstörung durch Tagebaue,
• tödliche Katastrophen wie Dammbrüche und
• Gewalt gegen und Vertreibung von Gemeinden.

Rohstoffwende jetzt!

Neben der Energiewende brauchen wir auch eine Rohstoffwende – eine andere Rohstoffpolitik, die die planetaren Grenzen achtet und sich am Gemeinwohl orientiert!

Wir senken den Rohstoffverbrauch absolut, indem wir
• den öffentlichen Verkehr und die Fahrrad- und Fußgängermobilität stärken,
• die Nutzungsdauer von Produkten erhöhen, zum Beispiel durch ein Recht auf Reparatur, nachhaltige Software und modulares Design,
• Recyclingpotenziale ausschöpfen durch effiziente Sammlung sowie die Weiterentwicklung von Recyclingtechnologien und
• steuerliche Anreize für nachhaltige Produkte einführen und Subventionen für rohstoffintensive Produktions- und Lebensweisen abschaffen.

Von Minen betroffene Gemeinden müssen gestärkt werden durch gesetzlich verankerte umweltbezogene und menschenrechtliche Sorgfaltspflichten sowie die informierte Teilhabe und Akzeptanz des „Neins“ der vom Berbau betroffenen Menschen.

In Deutschland konnte 2021 ein Erfolg gefeiert werden: Das Lieferkettengesetz wurde verabschiedet! Leider hat es einige Mängel und Schwächen: Es ist nicht die ganze Wertschöpfungskette enthalten, die zivilrechtliche Haftung fehlt, zu wenig Unternehmen werden verpflichtet und umwelt- und klimaschutzbezogene Sorgfaltspflichten sind nicht umfassend enthalten.

Jetzt gibt es aber eine Chance, die Arbeits-, Sozial- und Umweltstandards in Lieferketten weltweit zu verbessern: Die Europäische Union verhandelt über ein europäisches Lieferkettengesetz. Mit einer rechtlichen Grundlage gegen Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden könnte die EU als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ein globales Zeichen setzen und die Lebenslage von Menschen weltweit verbessern.

Wir brauchen deshalb ein starkes EU-weites Lieferkettengesetz, das

Foto: Christian Lue/unsplash

  • die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards für die gesamte Wertschöpfungskette vorsieht,
  • die Rechte von Geschädigten stärkt und ihnen Zugang zu europäischen Gerichten garantiert,
  • starke, umweltbezogene Sorgfaltspflichten sowie den Klimaschutz beinhaltet und
  • für alle großen Unternehmen gilt.

Sie wollen sich für ein starkes eruopäisches Lieferkettengesetz einsetzen?
Unterschreiben Sie hier unseren Protestbrief an die EU-Kommission!

Konferenz für eine Welt-Wirtschaft in der wir leben wollen

Ideen und Diskussionen zum Thema Systemwandel gab es bei der „Konferenz für eine Welt-Wirtschaft, in der wir leben wollen“ am 28./29. Oktober 2022 im Franz Hitze Haus in Münster. Wir haben uns auf der Konferenz der Frage gewidmet, wie die Transformation aussehen muss, wenn sie sozial-ökologisch und global gerecht gestaltet werden soll.

Hier geht’s zu unserem Konferenzbericht!

Unsere Arbeit für einen Systemwandel unterstützen:

Foto: Maren Kuiter

Ich bin für Ihre Fragen da:

Theresa Haschke
Referentin für sozial-ökologische Transformation
haschkenoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-0

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