Palmöl ist ein Problemprodukt und steckt dennoch schätzungsweise in jedem zweiten Supermarktartikel – von Schokocreme über Tiefkühlpizza bis hin zu Seife, aber auch in Futtermitteln und (bis 2023) sogar in Kraftstoffen. Der günstige Preis und der vielfältige Einsatz des Öls täuschen dabei über die wahren Kosten hinweg: Landraub, gewaltsame Vertreibungen, kontaminierte Böden und Gewässer, bedrohte Biodiversität sowie massive arbeitsrechtliche Verstöße auf den Plantagen.
Seit den 2000er Jahren ist Mittelamerika ein zentraler Produktionsstandort für den Weltmarkt. 2023 war Guatemala zwischenzeitlich sogar der Hauptlieferant für Palmölimporte nach Deutschland, Honduras belegte Rang sechs.
Was diese Zahlen für die Menschen in den Anbauregionen bedeuten, welche Alternativen möglich sind und wer Verantwortung übernehmen muss – darüber haben wir gemeinsam mit Gladis Mucú aus Guatemala und Yoni Rivas aus Honduras auf einer zehntägigen Reise quer durch Deutschland mit verschiedenen Teilnehmer*innen gesprochen.
Yoni Rivas von der Plataforma Agraria aus Honduras. Foto: CIR
Yoni Rivas ist Sprecher der Plataforma Agraria del Aguán, einem Bündnis von Bauernorganisationen im honduranischen Aguán-Tal. Er setzt sich für die Rechte lokaler Gemeinschaften im langjährigen Landkonflikt mit dem Palmölproduzenten Dinant ein – einem Konflikt, der von gewaltsamen Vertreibungen und Morden an Aktivist*innen geprägt ist. Rivas macht die Landrechtsverletzungen national und international sichtbar – auch mit Blick auf Palmöl-Lieferketten nach Deutschland. Gemeinsam mit der CIR hat er im April 2025 eine Lieferkettenbeschwerde beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen (BAFA) eingereicht.
Gladis Mucú von CONGCOOP aus Guatemala. Foto: CIR
Gladis Mucú ist eine indigene Aktivistin der Maya Q’eqchi‘ aus Guatemala und institutionelle Vermittlerin für unsere Partnerorganisation CONGCOOP.
Sie setzt sich für den kollektiven Landbesitz indigener Gemeinschaften ein – ein Recht, das durch den Palmölanbau des Palmölhersteller Industria Chiquibul in Guatemala bedroht ist. Gladis kämpft für ein agrarökologisches System, das traditionelle Anbaumethoden, Ernährungssouveränität und die Rückgewinnung einheimischen Saatguts stärkt. Auch für Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit macht sie sich stark.
Auf der Reise vom 19. bis 29. Mai machten wir Station in Köln, München, Münster, Brake und Berlin. Dabei kamen ganz unterschiedliche Themen auf das Podium oder den Tisch: Von Lobbygesprächen zur EU- und Bundespolitik über aktivistische Netzwerktreffen und Podiumsdiskussionen bis hin zum gemeinsamen Austausch über agrarökologische Praktiken.
In Köln und München luden wir zu Diskussionen über die Wirkung und Zukunft des Lieferkettengesetzes sowie über solidarische Alternativen zur Agrarindustrie ein. Bei einem Besuch einer Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) in Köln und einem Abendaustausch in Münster stand der bäuerliche und aktivistische Austausch im Vordergrund.
Ein Highlight war zweifelsohne der Besuch des Wesercamps auf Harriersand bei Brake an der Unterweser. Neben spannenden Gesprächen mit Agrarwende-Aktivist*innen organisierten wir gemeinsam mit Robin Wood eine Banneraktion vor der örtlichen Olenex-Raffinerie. Olenex – ein Joint Venture der Agrarkonzerne Wilmar und ADM – verarbeitet unter anderem Palmöl der Firmen Industria Chiquibul und Dinant, von deren menschenrechtlichen Vergehen unsere beiden Gäste Gladis und Yoni berichteten.
“Unsere Botschaft an die Menschen in Deutschland lautet: Die Produkte, die hier ankommen, weinen Blut. Bei der Herstellung wurden die Menschenrechte verletzt. In diesem Fall insbesondere durch das Unternehmen Industria Chiquibul.” – Gladis Mucú
Politisch war die Rundreise stark geprägt von den aktuellen Angriffen auf das deutsche Lieferkettengesetz sowie die EU-Lieferkettenrichtlinie. Unsere Gäste sind beide mit den Mechanismen dieser Gesetze vertraut: Seit Veröffentlichung unseres Palmölreports Anfang 2024 haben wir gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen CONGCOOP (Gladis) und der Plataforma Agraria (Yoni) verschiedene Beschwerdeverfahren angestoßen. In den Gesprächen mit Zivilgesellschaft und Mitarbeiter*innen des BMZ sowie EU-Abgeordneten zeigten sich unsere Gäste besorgt:
„Lieferkettengesetze, die Unternehmen dazu verpflichten, ihrer Verantwortung für Mensch und Umwelt nachzukommen, sind für uns entscheidend. Denn von allein tun die Unternehmen es nicht.”
– Yoni Rivas
Unser herzlicher Dank gilt Gladis Mucú und Yoni Rivas für ihren Mut, ihre Offenheit und ihr unermüdliches Engagement. Danke auch an unsere zahlreichen Kooperationspartner*innen, die dieses vielfältige Programm möglich gemacht haben – und an alle, die zugehört, geteilt, begleitet und mitdiskutiert haben.
Gemeinsam haben wir gezeigt: Globale Solidarität ist möglich – und notwendig!
Interview mit Gladis Mucú: „Wir sind von Plantagen umzingelt“ (nd-aktuell.de, 26.06.2025)
Umweltzerstörung für Soja und Palmöl: Die Untiefen der Agrarindustrie (taz.de, 12.06.2025)
Landwirte in Honduras: Palmöl-Bauern hoffen auf ein deutsches Gesetz (taz.de, 19.05.2025)
Ich bin für Ihre Fragen da:
Sarah Lethmate
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
lethmate @ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-41
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