Honduras

Forderung nach staatlicher Unterstützung bei Anpassung an Klimaerhitzung

2023 war eine CIR-Delegation in Begleitung von Journalist*innen sowie der CIR-Partnerorganisation Centro de Desarrollo Humano (CDH) in Honduras, um sich ein Bild von den dortigen Auswirkungen der Klimaerhitzung zu machen. Die Berichterstattung über das Fischerdorf Cedeño legte die massiven Konsequenzen für die Lebensgrundlagen der Bewohner*innen offen, die nach wie vor um ihre Zukunft und für Gerechtigkeit kämpfen.

24. November 2025

In Cedeño führt der steigende Meeresspiegel zur Zerstörung von Gebäuden. Bewohnerin Delmis kann es sich nicht leisten, ein Haus außerhalb der Gefahrenzone zu bauen.

Während der Delegationsreise beschrieben die Menschen in Cedeño, welches im Süden des Landes liegt, wie sich ihr Leben verändert hat. Der steigende Meeresspiegel im Golf von Fonseca, Starkniederschläge, Hurrikane und Trockenheit wirken sich negativ auf die Haupteinnahmequellen der Menschen aus: Fischerei und Tourismus. Straßen, Häuser, Restaurants und Schulen wurden zerstört und vom Meer verschluckt. Die Versalzung des Grundwassers erschwert den Zugang zu Trinkwasser. Die Ernährungssicherheit sinkt, gesundheitliche Probleme nehmen zu.

Cedeño wird bald Geschichte sein

Ein Grund für die Situation der Menschen in Cedeño ist die Klimaerhitzung. Der andere sind ausbleibende politische Maßnahmen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Die Probleme in Cedeño zeichnen sich schon lange ab und die Situation verschlechtert sich zunehmend. Dennoch unternehmen zuständige Ministerien und Behörden in Honduras nichts, um die Betroffenen zu unterstützen. Mittlerweile kämen solche Maßnahmen wahrscheinlich ohnehin zu spät. Honduranische Umweltexpert*innen gehen davon aus, dass das Dorf, in dem zurzeit ca. 5.000 Menschen leben, in den kommenden Jahren vollständig im Meer verschwinden wird.

Während der Staat seinen Aufgaben nicht nachkommt, sind die Bewohner*innen Cedeños längst aktiv geworden. Viele haben das Dorf verlassen. Sie sind innerhalb des Landes migriert oder haben sich auf den Weg Richtung USA oder Spanien gemacht – ein typischer Umgang mit den Auswirkungen der Klimaerhitzung. Perspektivisch wird es die einzige Option sein, die den Menschen in Cedeño bleibt. Doch auch die Migration verursacht Kosten, die sich nicht alle leisten können. 2023 sprach die CIR unter anderem mit Delmis – einer Frau, die mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Cedeño lebt. Sie zählte auf, was sie alles bräuchte, um sich eine Existenz außerhalb des gefährdeten Gebiets aufzubauen. Und sie machte klar, dass sich ihre Familie dies – auch angesichts der rückläufigen Einnahmen aus dem Fischfang – nicht leisten könne. Ein weiterer Bewohner, Dagoberto Majano, forderte, es müsse einen Plan für eine Umsiedlung geben. Sie wünschten sich Häuser, in denen sie ruhig schlafen könnten.

Forderungen am runden Tisch

Um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen, gründeten Betroffene den „Runden Tisch Klimagerechtigkeit Cedeño“. Eng begleitet von CDH leistet dieser politische Arbeit und richtet sich mit seiner zentralen Forderung nach Klimagerechtigkeit an Institutionen auf lokaler bis internationaler Ebene. So nahmen Bewohner*innen Cedeños 2024 gemeinsam mit den CIR-Partnerorganisationen CDH, CEJIL und ERIC an einer Sitzung der interamerikanischen Menschenrechtskommission teil.

Ebenfalls anwesend war Higinio Alberto Ramírez Torres, der aufgrund der Klimaerhitzung migrierte. 2023 überlebte er ein Feuer in einer Unterkunft für Migrant*innen in Ciudad Juárez (Mexiko), bei dem 40 Menschen ihr Leben verloren. Sein Vater beklagte in der Sitzung, dass es seitens der honduranischen Regierung für die Bewohner*innen Cedeños keinerlei Unterstützung gebe.

Zwischen Juni und September dieses Jahres wandte sich der Runde Tisch mit Unterstützung einer Anwältin von CDH direkt an lokale und staatliche Behörden. Er erklärte, dass sich die Bewohner*innen in ihren Rechten auf Leben, Wohnung, Gesundheit, angemessene Nahrung und Freizügigkeit verletzt sähen und von den Behörden forderten, ihrer Aufgabe nachzukommen, diese Rechte wiederherzustellen.

Konkret geht es den Menschen in Cedeño um einen Plan für ihre Neuansiedlung an einem Ort, der ihnen Sicherheit, den Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen wie Gesundheit, Bildung, Transport und Wasser sowie nachhaltige Einkommensmöglichkeiten bietet. Außerdem fordern sie Entschädigung für den Verlust ihres Eigentums, den Schutz ihrer Menschenrechte und die Zuweisung öffentlicher Gelder aus der internationalen Zusammenarbeit für die Anpassung an die Klimaerhitzung in dem neuen Gebiet.

Unterstützung durch historisches Gutachten

Wie die lokalen und staatlichen Behörden auf die Forderungen reagieren, bleibt abzuwarten. Es wird für sie aber zunehmend schwierig, sich ihrer Verantwortung zu entziehen, denn die Bewohner*innen Cedeños haben im Juli 2025 Unterstützung vom Interamerikanischen Gerichtshof erhalten. Dieser veröffentlichte ein Gutachten über die Verpflichtungen von Staaten im Zusammenhang mit der Klimaerhitzung, dem große Bedeutung zugeschrieben wird, weil es die internationale Rechtsprechung beeinflussen könnte, auch wenn es keine Gesetzeskraft hat.

In dem Gutachten stellt der Gerichtshof fest, dass Staaten das Menschenrecht auf ein gesundes Klima zwingend schützen müssen. Sie sind verpflichtet, Schäden zu verhindern und insbesondere vulnerable Gruppen zu schützen. Dazu gehören auch Gemeinden, die von der Fischerei leben, und Klimamigrant*innen. Für die Bewohner*innen von Cedeño ist dies eine gute Nachricht in ihrem Kampf für Klimagerechtigkeit, der noch lange nicht zu Ende ist.

Foto: Maren Kuiter

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Thorsten Moll
Referent für Auslandsprojekte und Nicaragua
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