LGBTI*

Homofobia no, Socialismo si!:

Filmbesprechung „Transit Havana“.

von Anton Froleyks (ILA 406)

Transit Havana

Transit Havana. Foto: Daniel Abma

Am 17. Mai 2017 jährte sich zum zehnten Mal in Cuba die Feier zum „Tag gegen Homophobie“. Mit verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen machte die LGBTI-Szene über mehrere Tage auf sich und ihre Rechte aufmerksam. Höhepunkt war die Parade am Malecón, der berühmten Strandpromenade Havannas. Menschenmassen, farbenfrohe Bilder und die Regenbogenflagge als ständiger Begleiter. Szenen wie diese vermitteln ein optimistisches Bild von dem Land, in dem wenige Tage zuvor die weltweit erste Transgendermesse (der freikirchlichen Metropolitan Community Church) stattfand. 

Durch fantastische Bilder, die für Cuba-Unerfahrene fremd wirken, dabei trotzdem etwas Vertrautes haben und fast an einen Spielfilm erinnern, blickt das Publikum in die cubanische Welt von Odette, Juani und Malu. Alle drei führen unterschiedliche Leben und haben doch scheinbar dasselbe Ziel, einen Platz auf der Operationsliste.

Odette, selbsternannter „bester Panzerfahrer des Landes“, hilft auf einem Bauernhof aus. Redet der Bauer mit ihr, rutscht er immer wieder mal in die männliche Person und nennt sie „Chico“. „Wenn man darüber nichts weiß, kann man es auch nicht verstehen“, ist ihre Reaktion. Sie selber habe ja auch 18 Jahre gebraucht, um endlich zu erkennen, wer sie ist. Ihre zutiefst religiöse Familie weiß es immer noch nicht oder will davon nichts wissen. Odette lebt in der Garage nebenan. Niemand verkörpert den Konflikt zwischen Sexualität und Religion besser als Odette und ihre Familie. Wie in vielen anderen Fällen auch reagiert die Familie auf ihre Andersartigkeit mit Ablehnung.

„Die Warterei ist unerträglich.“ Malú, „Anführerin“ der cubanischen Transgemeinde, hat schon viele Jahre warten und hoffen müssen. Und auch dieses Mal ist sie nicht unter den fünf Auserwählten. „Aber wenn man von anderen abhängig ist, muss man eben warten“, sagt sie in ihrer pragmatischen Denkweise. Früher Prostituierte, schlägt sie heute nur noch ab und an „zwei Fliegen mit einer Klappe“: Spaß und am nächsten Tag Fleisch auf dem Tisch. Nach eigenen Worten zwar angekommen und respektiert in der Gesellschaft, fehlt doch immer noch ein entscheidender Schritt, um restlos glücklich zu sein.

Deutlich zufriedener und bereits mit seinem Wunschgeschlechtsteil ausgestattet kommt Juani daher. Die erste offizielle Transperson Cubas, ein älterer, sehr sympathischer Mann, lebt mit seinem Bruder zusammen. Im Laufe des Films wird klar: Neben dem erfolgreich modellierten und operierten Penis soll nun ein Erektionsimplantat folgen. Doch noch viel wichtiger für ihn ist seine bisher erfolglose Suche nach der Liebe.

An der Seite von drei starken Persönlichkeiten taucht man in die von Mariela Castro angeführte „sexuelle Revolution“ Cubas ein, eingepackt in der nötigen politischen Propaganda werben sie für die Rechte der LGBTI auf Cuba. Mal mehr und mal weniger erfolgreich versuchen sie ihre persönlichen Ziele umzusetzen, immer aber abhängig von der nicht zu durchschauenden Entscheidung: Wer ist als nächstes dran?

Ein Film, der recht wertfrei über drei Menschen und ein Land berichtet. Das Gefühl kommt auf, durch ein Fenster auf Cuba zu gucken, und der Film scheint einem sagen zu wollen: Bilde dir deine eigene Meinung!

Daniel Abma, Transit Havana. New Heroes of the Cuban Revolution, De/Nl/Cu 2016, 93 Min., FSK 0

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