Lebensmittel

Die blutige Spur von brasilianischem Soja führt in die deutsche Fleischtheke

Der Futtermittelhersteller Agravis Raiffeisen AG aus Münster bezieht Soja von einem brasilianischen Sojaunternehmen, das in einen Landkonflikt verwickelt ist, der seit Mai 2022 mindestens zwei Indigene das Leben gekostet hat.

Angehörige der Guarani-Kaiowá zeigen die Gummigeschosshülsen und Tränengasreste des gewaltvollen Angriffs, dem sie ausgesetzt waren. Foto: Marcos Weiske

In einem Landkonflikt zwischen der indigenen Gemeinschaft Guarani-Kaiowá und Landwirten im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul sind mindestens zwei Indigene getötet und weitere verletzt worden. Wir haben bereits im Juli über die Eskalation der Landkonflikte berichtet. Unsere weiteren Recherchen, die wir in Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation Repórter Brasil vor Ort durchgeführt haben, legen nun nahe, dass es eine Verbindung des Konflikts nach Deutschland gibt.

Der Landkonflikt, bei dem es seit Mai zu gewaltsamen Angriffen von Seiten der Landwirte auf unbewaffnete Indigene kam, ereignete sich auf einer Plantage, die ihr Soja an die Coamo-Kooperative verkauft. Coamo ist das größte Agrarhandelsunternehmen in der Region. Unter anderem beliefert es den deutschen Futtermittelhersteller Agravis Raiffeisen AG, mit Sitz in Münster. Über diese Lieferkette könnte Soja von der Plantage, auf der es zu den gewaltsamen Ausschreitungen gegen die Indigenen kam, als Tierfutter für die Fleischindustrie auch in deutsche Supermärkte gelangen. Die Recherchen im Auftrag der Romero Initiative (CIR) legen nah, dass Soja der betroffenen Plantage an Coamo geliefert wird. So gelang es dem Rechercheteam vor Ort, verdeckte Aufnahmen eines Mannes zu erstellen, der sich als Pächter des Grundstücks vorstellt. Er gibt an, dass das Soja von der Farm an Coamo zu verkauft wird. Und Agravis pflegt nach eigenen Angaben eine langjährige Geschäftsbeziehung zu dem brasilianischen Sojaunternehmen.

Obwohl das Soja der Plantage an Coamo verkauft wird, bestreitet die Kooperative Soja aus Gebieten, die von Landkonflikten betroffen sind, zu beziehen. Agravis äußerte sich auf unsere Nachfrage nicht zu den Vorwürfen.

Schon 2016 kam es in Mato Grosso do Sul zu tödlichen Übergriffen auf indigene Gruppen, in die Coamo verwickelt war. Der NDR berichtete. Intransparente Lieferketten sind dabei Teil des Problems, weshalb indigene Gemeinschaften dem Wirtschaften globaler Großkonzerne oft schutzlos ausgeliefert sind.

„Dass Agravis unkritisch an der Geschäftsbeziehung zu Coamo festhält, zeigt, welch niedrigen Stellenwert Menschenrechte in den Lieferketten des Unternehmens einnehmen. Wir fordern von Agravis, für die Einhaltung von Menschenrechten innerhalb ihrer Lieferketten zu sorgen!“

Dominik Groß, CIR-Referent für Agrarlieferketten

Landkonflikte in Mato Grosso do Sul

Guarani-Kaiowá berichten über ihre Erlebnisse.

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Die Rolle der Soja-Kooperative Coamo

Das Soja-Unternehmen war schon früher in Landkonflikte involviert.

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Ein starkes EU-Lieferkettengesetz könnte helfen, Landkonflikte zu verhindern

Das deutsche Lieferkettengesetz, das 2023 in Kraft tritt, bringt zwar Verbesserungen, doch für Betroffene bleibt es nahezu unmöglich, ihre Rechte auch einzuklagen. Grund zur Hoffnung gibt daher das geplante EU-Lieferkettengesetz. Dieses muss aber dafür sorgen, dass alle EU-Unternehmen Menschenrechte und Umweltschutz entlang ihrer gesamten Lieferkette durchsetzen und andernfalls haftbar gemacht werden können.

Yes EU Can!

Petition unterschreiben fordert starkes EU-Lieferkettengesetz


Lieber Herr Scholz, sorgen Sie für ein wirksames EU-Lieferkettengesetz! Jetzt Petition unterschreiben und starkes EU-Lieferkettengesetz fordern!

Ansprechpartner_Dominik_Gross

Ich bin für Ihre Fragen da:

Dominik Groß
Referent für Menschenrechte und Klimaschutz in Agrarlieferketten
grossnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-43