Rohstoffsteckbriefe

Kohle

Kohle
Foto: Kohle im Tender von Andrea & Stefan, CC BY 2.0

Besonderheiten/ Charakteristik
Kohle entstand im Laufe von Jahrmillionen aus abgestorbenem pflanzlichem Material. Durch den Inkohlungsprozess verwandelte sich Torf unter hohen, lange einwirkenden Temperaturen zu Weichbraunkohle und schließlich zu Hartkohle. Die härteste Kohle ist Anthrazit. Während dieses Prozesses steigen der Kohlenstoffanteil und auch der Brennwert. Hartkohlen haben einen sehr hohen Energiegehalt von mehr als 16.500 Kilojoule pro Kilogramm. Sie werden weltweit in unterschiedlichen Qualitäten gehandelt.

Vorkommen und Nutzen
Kohle ist unter den fossilen Energierohstoffen der Energierohstoff mit den bei weitem größten globalen Gesamtressourcen (über 20.000 Gigatonnen in 2013). Die bedeutendsten Kohlevorkommen lagern in den USA (41%) gefolgt von China (31,6%) und Russland (16,7%). Nach ihrer Verwendung werden Hartkohlen in Kraftwerkskohlen (zur Verstromung) und Kokskohlen (als Reduktionsmittel) unterteilt. Kokskohle entsteht bei Wärmeeinwirkung auf Hartkohle unter Sauerstoffabschluss und wird zum Beispiel zur Reduktion von Erzen in Hochöfen, beispielsweise von Eisenerz in der Stahlherstellung verwendet. Weichbraunkohlen hingegen sind energieärmer, enthalten viel Wasser und werden deswegen nur über kurze Wege transportiert und regional verwendet. Weichbraunkohle wird überwiegend zur Erzeugung von Strom eingesetzt. Deutschland ist das Land mit der weltweit umfangreichsten Braunkohlenutzung. Beliefert werden die deutschen Kraftwerke insbesondere von Russland und Kolumbien. Gleichzeitig werden in Deutschland immer mehr Kohlekraftwerke gebaut, die den Bedarf an importierter Kohle weiter steigen lassen und die Entwicklung erneuerbarer Energien behindern.

Folgen des Abbaus
Die Verstromung von Kohle, insbesondere Braunkohle, ist mit Abstand die klimaschädlichste Art der Stromerzeugung. Abgesehen von der Klimaerwärmung kommen für den Tagebau typische ökologische und soziale Lasten hinzu: Abraumhalden, gestörter Wasserhaushalt, Feinstaubbelastung, Änderung des Lokalklimas, Umsiedlung ganzer Dörfer. Die Braunkohleverstromung ist somit alles andere als nachhaltig.
Der Kohleabbau findet in Kolumbien in ökologisch sensiblen Regionen statt. Die dortige Biodiversität leidet darunter, Flüsse müssen umgeleitet werden, das ohnehin schon knappe Wasservorkommen wird verschmutzt. Die ansässigen Menschen verlieren Ackerflächen für den Abbau von Nahrungsmitteln und somit ihre Lebensgrundlage. Umsiedlungsverhandlungen erstrecken sich über Jahre und die Betroffenen müssen sich meist mit unzureichenden Entschädigungen zufrieden geben. Darüber hinaus wurde bekannt, dass Bergbauunternehmen wie der US-amerikanische Konzern Drummond und Prodeco, ein Ableger des Schweizer Rohstoffriesen Glencore, paramilitärischen Gruppen finanziell und logistisch unterstützt haben. Diese haben massive Menschenrechtsverbrechen wie die Ermordung von Gewerkschafter*innen, „Verschwindenlassen“ von Aktivist*innen, Massaker an der Zivilbevölkerung und Vertreibungen von Gemeinden begangen. Die niederländische Organisation dokumentiert in ihrem Report „The dark side of coal“ anhand von Interviews und Aussagen vor Gericht die systematische Zusammenarbeit zwischen den Kohleschürfer*innen und den Gewaltakteuren im departamento Cesar. Deutsche Energieerzeuger wie E.ON, RWE und Vattenfall sind aufgrund ihrer mangelnden Sorgfalt für ihr Lieferketten mitverantwortlich für den Terror in der Region in den Jahren von 1996 bis 2006. Thomas Moor von der Organisation Pax ist der Meinung, dass die Bergbaukonzerne immer noch von der Gewalt profitieren: „Die Paramilitärs haben Zehntausende Einwohner aus der Region vertrieben. Die Morde und Morddrohungen haben den Kampf der Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen nachhaltig geschwächt. Und die Gewalt hat fast alle kritischen Stimmen aus der Zivilgesellschaft zum Schweigen gebracht“, so Moor.

Alternativen
Obwohl der Bedarf an Kohle durch die weltweiten Ressourcen langfristig gesichert werden kann, sollte man aufgrund der erheblichen Umweltschäden, die sie anrichtet, auf andere Energieträger umsteigen. Deutschland ist der bedeutendste Stahlhersteller in der EU und setzt dabei bevorzugt auf Kohle. Im sogenannten Hochofenverfahren, der in Deutschland am meisten verwendeten Methode zur Stahlerzeugung, werden pro Tonne Roheisen über 400 kg CO2 ausgestoßen – damit verursacht die deutsche Stahlindustrie jährlich einen CO2-Ausstoß von knapp 58 Millionen Tonnen! Dabei könnte die Stahlproduktion insgesamt weitaus ressourcen- und energieschonender sein. Neben den Hochöfen gibt es nämlich andere Verfahren wie die Elektrolichtbogenroute, in der das Eisenerz durch elektrische Energie eingeschmolzen wird.
Um das Image der Kohle aufzubessern, haben Kohlenutzer wie die Energieerzeuger Vattenfall und NRW die CSR-Initiative „Better Coal“ gegründet. Better Coal gibt an, verantwortungsvolle Lieferketten fördern zu wollen, die die Rechte von Menschen und die Natur respektieren. Kritiker*innen aus zivilgesellschaftlichen NGOs wie PowerShift und urgewald halten die Initiative für eine reine Industrieveranstaltung, bei der Menschenrechtsfragen nicht effektiv behandelt werden. Langfristig muss der Ausstieg aus der Kohleenergie das Ziel sein, sowohl um Menschenrechtsverletzungen beim Abbau als auch die Klimaschädigung zu verhindern.

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