Klimagerechtigkeit

Climate Camp in Guatemala schlägt Brücke zwischen Europa und Mittelamerika

32 junge Klimabotschafter*innen aus acht europäischen und drei mittelamerikanischen Ländern waren Teil einer zweiwöchigen Reise, die interkulturellen Austausch und neue Perspektiven auf Klimagerechtigkeit ermöglichte.

Ein Gruppenfoto zeigt die Teilnehmer*innen der Guatemala-Reise vor einem Bergpanorama

Wie wirken sich die Folgen der Klimakrise in Guatemala aus? Welche Maßnahmen ergreifen betroffene Menschen vor Ort, um damit umzugehen? Und was können Klimaaktivist*innen aus Europa und Mittelamerika tun, um Forderungen aus dem Globalen Süden auf politischer Ebene Gehör zu verschaffen? Um diese Fragen ging es beim Climate Camp, das die Romero Initiative (CIR) – innerhalb der Kampagne „Game On“ in Kooperation mit dem „Förderverein Städtefreundschaft mit Jinotega e.V.“, der Stadt Solingen und dem internationalen Netzwerk „Junge Expertise in Aktion für das Klima“ (Jóvenes en acción por el clima) – im Juli in Guatemala veranstaltete. 32 junge Klimabotschafter*innen aus acht europäischen und drei mittelamerikanischen Ländern waren Teil der zweiwöchigen Reise, die interkulturellen Austausch und neue Perspektiven auf Klimagerechtigkeit ermöglichte.

Der Einsatz gegen die Klimakrise kann teilweise frustrieren und entmutigen. Viele Aktive kommen irgendwann an einen Punkt, an dem sie sich allein, schwach oder demotiviert fühlen in einem langwierigen Kampf, der gerade auf politischer Ebene oftmals nicht mit der notwendigen Dringlichkeit geführt wird. Doch der Einsatz gegen Klimakrise, Entwaldung und soziale Ungerechtigkeit verbindet viele, die sich auf ihre Weise an den verschiedensten Orten der Welt engagieren.

Das Climate Camp hat im Juli in Guatemala einige von ihnen zusammengebracht: Dank ihrer langjährigen Beziehungen nach Mittelamerika hat die CIR mit ihren Kooperationspartner*innen in einem zweiwöchigen Programm jungen Klima-Aktivist*innen aus Bulgarien, Deutschland, Lettland, Litauen, Rumänien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn sowie engagierten jungen Menschen aus Honduras, Guatemala und El Salvador eine Reise nach und durch Guatemala ermöglicht. Gemeinsam hatten sie Zeit, in einer Vielzahl von Exkursionen die Lebensrealitäten von Menschen in Guatemala inklusive der Folgen der Klimakrise, aber auch ihre Anpassungsmaßnahmen kennenzulernen, sich auszutauschen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Klimakrise bedroht in Guatemala vor allem Kleinbäuerinnen und -bauern

Katastrophale Auswirkungen der Klimakrise bekommen wir mittlerweile weltweit zu spüren. Was die Reiseteilnehmer*innen jedoch schnell lernten: Regionen wie Mittelamerika sind aufgrund ihrer Lage besonders exponiert gegenüber häufiger gewordenen Extremwetterereignissen wie tropischen Stürmen. Verheerend ist auch die Veränderung von Regen- und Trockenzeiten, welche die einst landwirtschaftliche Aussaat nun jedes Mal zum Risiko werden lässt. Ein Risiko, das Kleinbäuerinnen und -bauern teuer zu stehen kommen kann, da sie oft einen großen Teil ihres Haushaltsbudgets in die nächste Saat investieren müssen. Wenn diese verdorrt oder weggespült wird, stehen viele Menschen in den ländlichen Gebieten Guatemalas mit leeren Händen da.

Für jeden gefällten Baum werden zehn neue gepflanzt

Vor Ort sorgten von ASEDE und anderen CIR-Partnerorganisationen organisierte Exkursionen für eindrückliche Beispiele des bewundernswerten Engagements vieler Mittelamerikaner*innen für ihre Umwelt, ihre Rechte und das Klima. Ob es um Wassermanagement am Atitlán-See ging, um den Schutz des Ökosystems Wald wie in der Sierra de los Cuchumatanes oder um das Anlegen von Familiengärten zur Bekämpfung der Ernährungsunsicherheit in Guatemala, immer wieder trafen die Teilnehmenden des Climate Camps auf inspirierende Menschen, die sich um Lösungen für die vielfältigen klima-bedingten Herausforderungen bemühen.

Eine Frau in traditioneller Maya-Kleidung und ein junger Mann knien auf dem Boden, vor ihnen Körbe mit bunten Wollknäueln und eine Spindel. Sie zeigt ihm, wie er den Baumwollfaden spinnen muss.
Im Rahmen geführter Exkursionen lernten die Teilnehmer*innen Land und Leute kennen.

Sieben junge Menschen stehen in einem Workshopraum über auf dem Boden ausgebreiteten Bildern, eine junge Frau zeigt auf eins der Bilder
In Workshops setzten sich die Teilnehmer*innen mit Wegen hin zur Klimagerechtigkeit auseinander.

Vier junge Menschen sitzen an einem Tisch im Außenbereich und diskutieren, vor ihnen liegen Papiere und Stifte

Eine Frau steht auf einer Bühne in einem Hörsaal einer Universität und zeigt eine Powerpoint-Präsentation auf ihrem Computer.
Am Atitlán-See ging es unter anderem um die Folgen der Klimakrise für das Ökosystem: Algenblüten, die die Trinkwasserversorgung bedrohen.

Der Atitlán-See, umgeben von drei Vulkanen.
Der Atitlán-See, umgeben von drei Vulkanen.

Eine Gruppe junger Menschen steht in einem Waldgebiet in Guatemala
Beim Ausflug in den Gebirgszug Sierra de los Cuchumatanes ging es unter anderen um den Schutz des Ökosystems Wald.

Fotos: Miriam Instenberg/CIR

Besonders oft kam das Thema Wasser zu Sprache, das durch die Klimakrise zunehmend unvorhersehbarer und extremer als Regen fällt oder viel zu lange ausbleibt. Um mit den neuen Gegebenheiten möglichst gut umgehen zu lernen, betreuen verschiedene Jugendgruppen von Maya-Gemeinden nun täglich Klimastationen, messen und protokollieren Temperatur und Niederschlag und pflanzen Bäume, um Treibhausgase zu binden und lokale Ökosysteme zu renaturieren. „Einige indigene Gemeinschaften im Hochland Guatemalas gehen sogar so weit, dass für jeden gefällten Baum zehn neue gepflanzt werden. Hier kommen Klimaschutz und Anpassung zusammen“, berichtet Lisa Kirtz, CIR-Referentin für Klimagerechtigkeit.

Keine Klimagerechtigkeit ohne soziale Gerechtigkeit

Herausfordernd bleibt der Gerechtigkeitsaspekt. In Exkursionen und Workshops wurde den Reise-Teilnehmer*innen klar, dass nicht nur international Länder, die wenig zur Klimakrise beigetragen haben, oft besonders leiden. Auch innerhalb von Gesellschaften sind es marginalisierte Gruppen, oft Frauen, Indigene oder Kleinbäuerinnen und -bauern, die besonders unter den Folgen des Klimawandels leiden. Das Fazit war klar: Ohne soziale Gerechtigkeit gibt es auch keine Klimagerechtigkeit.

Doch wie ist dieses Ziel zu erreichen? Die Wege dahin sind so vielfältig wie die Personen, die sich engagieren. Bewusst wurde den Teilnehmenden offengelassen, wie sie ihre Eindrücke und ihre Forderungen weitergeben wollen: Von der Aufnahme von Podcasts bis hin zu politischen Veranstaltungen oder Baumpflanzaktionen sind sie völlig frei, ihren Weg zu finden, das Thema Klimagerechtigkeit stärker in die Öffentlichkeit zu bringen.

Mit Videokampagne und Rundreise geht Einsatz für Klimagerechtigkeit weiter

Wir haben gemeinsame Aktionen skizziert, wie etwa Spendenläufe für Wasserfilter für die Dörfer mancher guatemaltekischer Teilnehmenden. So haben wir den Samen für hoffentlich viele gemeinsame Aktivitäten gesät. Inspiriert und motiviert hat das Climate Camp alle Teilnehmenden“, ist sich CIR-Referentin Lisa Kirtz sicher.

Auf der Reise sind zudem mehrere Video-Interviews entstanden, aus denen ein Beitrag zur Videokampagne des Climate Action Networks entstehen soll. So will die CIR den beeindruckenden Aktiven aus Mittelamerika eine Stimme geben, die auf der desjährigen Weltklimakonferenz und ähnlich wichtigen politischen Veranstaltungen gehört wird. Gezeigt werden soll der Film auch beim Runden Tisch mit EU-Politiker*innen, Climate-Camp-Teilnehmer*innen und mittelamerikanischen Klima-Expert*innen, der im Herbst im Rahmen einer Rundreise stattfinden wird, die durch Belgien, Deutschland, Tschechien und Ungarn führen wird.

Weitere Informationen

Das Climate Camp ist Teil der EU-finanzierten Kampagne „Game on! Don’t let climate change end the game“, im Rahmen derer die CIR in Deutschland zusammen mit zivilgesellschaftlichen Organisationen aus sieben osteuropäischen Ländern Aktionen gegen die Klimakrise und für Klimagerechtigkeit durchführt. Vorausgegangen waren regionale Austauschformate der Teilnehmer*innen aus Mittelamerika, ein Vorbereitungstreffen in Solingen im Herbst 2021 und monatliche digitale Treffen zur inhaltlichen und logistischen Vorbereitung. Organisiert wurde das Camp in Kooperation mit dem „Förderverein Städtefreundschaft mit Jinotega e.V.“, der Stadt Solingen und dem internationalen Netzwerk „Junge Expertise in Aktion für das Klima“ (Jóvenes en acción por el clima).

Foto: CIR/Miriam Instenberg

Ich bin für Ihre Fragen da:

Lisa Kirtz
Referentin für Klimagerechtigkeit
kirtznoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-49