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CIR-Palmölstudie schlägt große Wellen

Die im Februar 2024 veröffentlichte Palmöl-Studie hat aufgedeckt, dass mehr als 20 Unternehmen in Deutschland Palmöl von zwei Betrieben beziehen, die nachweislich für Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen in Guatemala verantwortlich sind. Seit der Veröffentlichung gab es viel Resonanz auf den Report – von Seiten der Medien und Unternehmen.

Jedes Jahr wachsen die Palmölplantagen weiter an und bedrohen so die Lebensgrundlagen der
lokalen indigenen Gemeinden.
Foto: Aj Ral Ch’och

Rewe, Edeka, Lidl und Aldi – die vier großen deutschen Supermärkte verwenden in ihren Produkten Palmöl, das durch Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden in Guatemala belastet ist. Mit dieser Nachricht sorgten wir im Februar mit der Veröffentlichung des Reports „Im Schatten der Ölpalme“ für Aufsehen. Insgesamt haben wir über 20 Unternehmen in Deutschland benannt, die Palmöl von den guatemaltekischen Palmölunternehmen NaturAceites und/oder Industria Chiquibul beziehen, verarbeiten oder vertreiben. Gemäß Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) müssen auch die deutschen Unternehmen Verantwortung dafür übernehmen, dass entlang ihrer Lieferkette die Rechte von Menschen NICHT verletzt werden und die Natur KEINEN Schaden nimmt. In unserer Recherche konnten wir jedoch mithilfe zahlreicher Quellen belegen, dass systematische Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen in der Palmölproduktion der beiden genannten guatemaltekischen Unternehmen anhalten. Daher haben wir die genannten deutschen Unternehmen mit dem Palmöl-Report aufgefordert, ihrer rechtlich verbindlichen Sorgfaltspflicht nachzukommen und die Zusammenarbeit mit den genannten Unternehmen kritisch zu prüfen, Missstände zu beenden oder die Zusammenarbeit als ultima ratio aufzukündigen.

Was seit der Veröffentlichung des Palmölreports passiert ist

  • Bereits unmittelbar nach der Veröffentlichung stieß unser Report auf großes Medieninteresse und die Enthüllungen der Studie wurden sowohl von deutschen als auch internationalen Medien aufgegriffen. Diese Resonanz belegt die Brisanz und Relevanz der bekannt gewordenen systemischen Verstöße im Palmölsektor und der aufgedeckten Lieferbeziehungen nach Deutschland.
  • Auch die im Report genannten Unternehmen wurden auf die Publikation aufmerksam. Es erreichten uns viele Anfragen aus Deutschland und Mittelamerika. Der Tenor war gemischt: manche stritten die Vorwürfe vehement ab, bei anderen zeigte sich ein Problembewusstsein und es wurden interne Prozesse angestoßen. Mit einzelnen Unternehmen und Branchenorganisationen haben wir inzwischen Hintergrundgespräche geführt, um unsere Ergebnisse und den Handlungsbedarf zu erläutern.
  • Durch unsere Hinweise auf Missstände in ihren Lieferketten, lösten wir interne LkSG-Beschwerdeverfahren (Anm.: Beschwerden nach dem deutschen Lieferkettengesetz), zum Beispiel bei der REWE Group und der Metro, aus. Wir beobachten diese Prozesse und behalten uns vor, beim zuständigen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eine LkSG-Beschwerde einzureichen, sofern die Missstände in der Lieferkette nicht angegangen werden.
  • Während NaturAceites bereits mit der Nachhaltigkeitszertifizierung RSPO vom Runden Tisch für Nachhaltiges Palmöl (RSPO) wirbt, bemüht sich die guatemaltekische Firma Industria Chiquibul aktuell um eine entsprechende Zertifizierung, trotz der im Report dargestellten Umweltverschmutzungen, gewaltsamen Vertreibungen und Verstöße gegen das Arbeitsrecht. Zuletzt spitzte sich vor diesem Hintergrund allerdings die Gewalt in der Gemeinde Santa Elena, Sayaxché, zu. Industria Chiquibul wird unter anderem die wiederholte Bedrohung und Einschüchterung, die Kriminalisierung von Gemeindemitgliedern vorgeworfen. Der daraufhin von unserer Projektpartnerorganisation CONGCOOP mitinitiierte offene Brief zum Stopp der Drohungen und Gewalt von Industria Chiquibul gegen bäuerliche und indigene Gemeinschaften in Guatemala wurde neben uns von 114 weiteren Organisationen der Zivilgesellschaft aus 39 Ländern unterzeichnet. Neben der Verurteilung der Verstöße von Industria Chiquibul, unterstützen wir hier unter anderem die Forderung nach einer Aussetzung des Zertifizierungsprozesses, der das produzierte Palmöl fälschlicherweise als “nachhaltig” deklarieren würde.
  • Wir sind bereit, Gespräche mit Multi-Stakeholder-Initiativen zu führen, wenn sie zum Ziel haben, kurzfristige Lösungen der dringendsten Probleme der Betroffenen zu finden. Dabei legen wir großen Wert darauf, die Perspektiven und Forderungen der Betroffenen und der guatemaltekischen CSOs einzubeziehen. Ferner treten wir gerne in einen Austausch, wenn es um die Entwicklung langfristiger Strategien geht.

„Wir erwarten von allen betroffenen deutschen Unternehmen, dass sie kurzfristig Korrekturmaßnahmen ergreifen, um die von uns öffentlich gemachten Menschenrechtsverletzungen in ihren Lieferketten zu beenden. Mittel- und langfristig ist jedoch eine deutliche Reduktion des Palmöleinsatzes unumgänglich, da eine wirklich nachhaltige Palmölproduktion nicht möglich ist.“

Dominik Groß, CIR-Referent für globale Agrarlieferketten

Ansprechpartner_Dominik_Gross

Ich bin für Ihre Fragen da:

Dominik Groß
Referent für Menschenrechte und Klimaschutz in Agrarlieferketten
grossnoSpam@ci-romero.de
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