Klimagerechtigkeit

Klimabotschafter*innen erleben die Zusammenhänge zwischen dem Ökosystem Moor und der Klimakrise

Gummistiefel, Borkenkäfer und Workshops: Unsere CIR-Klimabotschafterin Vanessa berichtet in diesem Beitrag vom Wilderness Camp im Nationalpark in Tschechien, organisiert von der tschechischen Game On-Partnerorganisation NaMysli.

Foto: NaMysli

In der Woche vom 13. bis zum 20. August fand das Wilderness Camp im Šumava National Park statt. Als Teil der Kampagne Game on – Don’t let the climate change end the game! trafen sich hier insgesamt 60 Klimabotschafter*innen aus Polen, Lettland, Litauen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Deutschland um das Ökosystem Moor kennenzulernen, Renaturierungsmaßnahmen durchzuführen und über Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu diskutieren.

Das Camp startete mit einer abenteuerlichen Erkundungstour durch die Schutzgebiete des Nationalparks Šumava. Unser Weg führte uns durch hüfthohes Gras, matschige Feuchtgebiete einen naturbelassenen Bergfichtenwald mit unzähligen Moosen, und auch ein Fluss musste durchquert werden. Dabei wurden wir vom Experten Lukáš Linhart (Projekt Life for Mires) über die Besonderheit der Moore aufgeklärt und haben viel über ihren Zustand und Geschichte erfahren.

In der Vergangenheit wurden die Moore mit Hilfe von Entwässerungsgräben trockengelegt, um die Flächen landwirtschaftlich nutzbar zu machen und den Torf industriell abzubauen, was zu einem Verlust der Artenvielfalt geführt und CO2 freigesetzt hat. Auch der Moorwald wurde entwässert, damit die Bäume schneller wachsen und das Holz genutzt werden konnte.
Seit der Gründung des Nationalparks Šumava 1991 stehen Hochmoor und Moorwälder unter Naturschutz und es werden Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, um das Moor wieder zu vernässen und den natürlichen Wasserhaushalt wieder herzustellen.

Moore spielen eine wichtige Rolle für den Klimaschutz

Die Vorteile eines intakten Moores sind nicht nur der Schutz der Artenvielfalt, sondern auch ein besseres Mikroklima und der Schutz vor Überschwemmungen. Zudem ist die typische Vegetation in der Lage, Wasser zu speichern und somit längere Trockenperioden überstehen. Nicht zu vergessen, spielen Moore eine wichtige Rolle im Klimaschutz, da sie in der Lage sind große Mengen CO2 im Boden zu binden.

Beim Durchlaufen des Gebiets konnten wir die Unterschiede zwischen den entwässerten und den schon renaturierten Gebieten wahrnehmen.
Mit diesem Wissen und dem Idealzustand vor Augen konnten wir uns unserer wichtigsten Aufgabe während des Camps widmen, selbst aktiv werden und im Moor Renaturierungsmaßnahmen durchführen. Das bedeutet, Dämme aus Holz zu bauen, um die alten Entwässerungskanäle zu blockieren und die Kanäle im Moorwald mit Erde, Baumstämmen und Ästen zu füllen, um das Wasser in der Landschaft zu halten und dafür zu sorgen, dass sich der Grundwasserspiegel langfristig erhöht. Dafür mussten Holzlatten zum Einsatzort getragen, im Matsch gegraben und die Latten in den Boden gehämmert werden. Gut, dass wir unsere Gummistiefel dabeihatten und dass es für diese anstrengende Arbeit so viele motivierte Helfer*innen gab.

Es fehlen die Raubtiere

Abgerundet wurde das Programm durch viele informative Vorträge zu Flora und Fauna, aber auch zu Politik, und einen Workshop zum Thema Kommunikation und Klimagerechtigkeit. Und natürlich blieb uns auch Zeit für einen angeregten Austausch über das Gelernte, den Natur- und Klimaschutz. Neben dem neuen Wissen und Erfahrungen, war es sehr schön sich als Teil einer internationalen Gemeinschaft für das gleiche Ziel einzusetzen.
So war zum Beispiel ein Thema der Borkenkäferbefall, zu dem es in Tschechien eine große Debatte zwischen Naturschützern und konservativen Förstern gab. Letztendlich konnten sich in vielen Gebieten die Naturschützer durchsetzen, wodurch ein Kahlschlag verhindert wurde. Nun kann man beobachten, wie die Natur sich regeneriert und ein neuer Wald entsteht, während in anderen Gebieten nach einem Kahlschlag das Wachsen eines neuen Waldes auf sich warten lässt.
Ein anderer Diskussionspunkt war das Fehlen der Raubtiere und wie es sich auf den Wald auswirkt. Trotz der Wiederansiedlung von Luchsen und Wölfen in der Region, ist die Population der Rehe und Hirsche zu hoch, sodass sie dem Wald schaden, indem sie junge Sprösslinge abfressen und damit eine Verjüngung des Waldes verhindern.

Torffreie Blumenerde? Schützt die Moore

Im Laufe der Woche ist sehr deutlich geworden um was für ein komplexes Ökosystem es sich bei den Hochmooren handelt, was für einen großen Einfluss der Mensch durch die Nutzung über lange Zeit auf das Gebiet ausgeübt und welcher Schaden durch die Trockenlegung angerichtet wurde, gleichzeitig wie wichtig der Schutz dieses Naturraumes für den Arten- und Klimaschutz ist.

Im Wilderness Camp haben wir mit unserer Arbeit einen kleinen Teil dazu beigetragen, die ursprüngliche Landschaft wieder herzustellen. Viel wichtiger ist aber, dafür zu sorgen, dass die noch intakten Moore gar nicht erst zerstört werden. Um diese Umweltzerstörung zu verhindern kann jede*r etwas tun. Schon mit der Entscheidung für die torffreie Blumenerde beim nächsten Pflanzprojekt ist der erste Schritt getan.

Bild: NaMysli

Bild: NaMysli

Bild: NaMysli

Bild: NaMysli

Foto: CIR/Miriam Instenberg

Ich bin für Ihre Fragen da:

Lisa Kirtz
Referentin für Klimagerechtigkeit
kirtznoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-49