Kleidung

Fairplay auch für Arbeiter*innen! Menschenrechte und die Sportindustrie

Sportliche Höchstleistungen auf dem Spielfeld, Jubel auf den Tribünen – und unwürdige Arbeitsbedingungen hinter den Kulissen. Nicht nur Modeunternehmen, sondern auch Sportartikelfirmen beuten Textilarbeiter*innen systematisch aus. Wir machen auf den Zusammenhang zwischen Menschenrechten und Sport-Großereignissen aufmerksam!

Foto: Phillip Kofler/Pixabay

Systematische Ausbeutung von Näher*innen in der Sportindustrie

Seit Jahrzehnten setzt sich die Romero Initiative (CIR) für Näher*innen in Mittelamerika ein, die für große Bekleidungshersteller arbeiten. Diese wollen die Produktionskosten so niedrig wie möglich halten. Und geben Arbeiter*innen deshalb nur einen winzigen Bruchteil der Erlöse als Lohn. Besonders vor sportlichen Großereignissen wie Olympischen Spielen, Fußball-Europa- und Weltmeisterschaften produzieren Näher*innen in Zulieferbetrieben von Adidas, Nike, Puma und vielen anderen Firmen Millionen von Trikots, Schals, Fußbällen, Mützen, Fahnen – oft unter extremem Zeitdruck und für Hungerlöhne.

Wir fordern: Fairplay auch für Arbeiter*innen! Die Sportartikelindustrie muss existenzsichernde Löhne sicherstellen und Arbeitsrechte respektieren.

Beispiel Fußball-EM 2024

Foto: Sport handelt fair

Am 14. Juni 2024 startet die „nachhaltigste EM der Geschichte“ in Deutschland. Das behauptet zumindest Cheforganisator Philipp Lahm. Aber nur weil ein Sportereignis in Deutschland stattfindet, ist es unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten nicht automatisch als nachhaltig zu bewerten! Einer der Hauptsponsoren des Turniers ist mit Adidas ein Sportunternehmen, das wir seit Jahren dafür kritisieren, dass es nicht genug Verantwortung für die Arbeitsbedingungen in seinen Lieferketten übernimmt. Als Teil des Bündnisses „Sport handelt fair“ haben wir einen offenen Brief an Adidas gesendet.Sorgen Sie dafür, dass Fairplay auch in Ihren globalisierten Lieferketten gilt und die ILO-Arbeitsnormen überall eingehalten werden. Lassen Sie die Ausstattung, die Adidas für die EM produzieren wird, unter fairen Bedingungen herstellen!“, heißt es darin. „Es darf nicht sein, dass Arbeiter*innen auch in Ihren Zulieferbetrieben wochenlang Überstunden leisten müssen, gesundheitliche Schäden durch mangelnden Arbeits- und Gesundheitsschutz erleiden, Hungerlöhne erhalten, unter zu hoher Arbeitslast arbeiten und ihre Jobs verlieren, sobald sie sich gegen die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen wehren.“

Beispiel Fußball-WM 2022

Im Jahr 2022 fand die umstrittene Fußall-Weltmeisterschaft der Herren in Katar statt. Eine durch Schmiergelder ergaunerte WM in der Wüste, für die Arbeiter*innen unter schlimmsten Bedingungen klimatisierte Stadien bauten: Alles an diesem Sport-Großereignis verhöhnte die Menschenrechte und den gesunden Menschenverstand. Trotz Milliardengewinnen gibt es noch immer keinen Entschädigungsfonds für die Hinterbliebenen der gestorbenen Arbeiter*innen. Mehr zu dieser WM, die alle Fairplay-Regeln außerhalb des Spielfelds missachtete, lesen Sie in unserem Mini-Magazin „Unhaltbar“ zum Zustand des modernen Fußballs.⁠

90 Euro pro Trikot, 90 Cent für die Näher*innen

Foto: Kampagne für Saubere Kleidung

Damit nicht genug: Ausbeutung fand auch außerhalb von Katar statt, und zwar bei Näher*innen in den Zulieferfirmen für die Sportartikelhersteller, die vor der WM unbezahlte Überstunden schieben mussten. Die Fantrikots zur Weltmeisterschaft in Katar wurden für 90 Euro verkauft – bei den Näher*innen landeten davon gerade einmal 90 Cent!

Während sich Spieler*innen-Gehälter, Sponsoring-Ausgaben und Stückzahlen der produzierten Sport- und Fanartikel immer weiter erhöhen, bleiben die Menschenrechte der zigtausend Arbeiter*innen auf der Strecke. Eine detaillierte Analyse zum kalkulierten Foulspiel der Sportindustrie liefert unsere Broschüre „Moral im Abseits“. Wir beleuchten die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Rolle des Sports am Beispiel Fußball. Wir entlarven das Foulspiel der mächtigen Dreierkette: Adidas, Nike und Puma. Und wir zeigen wie die großen Sportmarken selbst an der Corona-Pandemie noch verdienen. Adidas beispielsweise hat Löhne und Abfindungen vor allem während der Pandemie unter anderem in Kambodscha und El Salvador nicht ausgezahlt und damit ganze Familien in Not gebracht.

Obszöne Gagen für Werbeverträge

Die Sportartikelindustrie hingegen boomt und zahlt immer höhere Summen an die Profisportler*innen, die für ihre Marken werben. Fußballstars wie Lionel Messi verdienen mit Sponsoring-Verträgen jährlich zig Millionen Euro. Was, wenn der Star einmal mit einer Näherin tauschen würde? Genau das passiert im Kampagnenvideo, das wir anlässlich der WM 2022 veröffentlicht haben.

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Dieses Video wurde mit finanzieller Unterstützung ermöglicht, von:

  • Brot für die Welt
  • Engagement Global im Auftrag des BMZ
  • Stiftung Umwelt und Entwicklung

Für den Inhalt ist allein die Christliche Initiative Romero verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Zuwendungsgeber gesehen werden.

Auf dem Bild ist die Ecke eines Fußballfeldes zu sehen, welches auf Tischkicker-Bällen geformt wurde. Auf dem Bällen steht #PayYourWorkers. Eine Hand im Hintergrund legt einen weiteren Tischkicker-Ball auf das Feld.

#PayYour Workers-Tischkicker-Bälle
Foto: CIR

Gemeinsam mit Bündnissen und Faninitiativen wie #PayYourWorkers, Boycott Qatar oder Back2Bolzen haben wir als CIR während der WM 2022 außerdem verschiedene Aktionen durchgeführt, die auf die unmenschlichen Arbeitsbedingungen hinter den Kulissen der Sportindustrie aufmerksam gemacht haben. Dazu gehörte unser Aufruf, eigene Tischkicker-Turniere zu veranstalten statt zu Public-Viewing-Veranstaltungen zu gehen. Dafür haben wir Tischkicker-Bälle mit „Pay your workers“-Aufdruck verlost.

Beispiel Fußball-EM 2021

Foto: Will Baxter

Mit unserer Kampagne #WirSindFansVonNäher*innen im EM-Jahr 2021 ging es uns vor allem darum, auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeiter*innen in den Lieferketten von Adidas aufmerksam zu machen. Denn der Branchenriese zahlte in Zulieferbetrieben in El Salvador trotz des unermüdlichen Einsatzes der Näher*innen Löhne nicht und entließ viele Arbeiter*innen.

Porträt von Sandra Dusch Silva

Ich bin für Ihre Fragen da:

Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
duschnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800