Orangensaft

Faktencheck 2023: Warum Orangensaft aus Brasilien noch immer bitter schmeckt

Der Orangensaftmarkt ist gespalten: Hungerlöhne und Dumpingpreise für Arbeiter*innen und kleinbäuerliche Betriebe stehen im starken Kontrast zur zunehmenden Monopolisierung und Machtkonzentration von Handelsunternehmen und Saftherstellern. Das stellt auch der neue O-Saft-Report von Stiftung Warentest fest.

Noch immer hat Deutschland den höchsten Orangensaft-Konsum pro Kopf weltweit. Ein Großteil des hier konsumierten Saftes kommt aus Brasilien, vor allem aus Sao Paolo. Bereits 2018 hat die Romero Initiative (CIR) eine umfassende Studie veröffentlicht und den Orangensaftmarkt sowie die Lieferkette von Brasilien nach Deutschland genau unter die Lupe genommen. Das Medienecho war groß, die Industrie besorgt. Nun hat Stiftung Warentest am 26.10.23 einen O-Saft-Report veröffentlicht.  Mit unserem neuen Faktencheck knüpfen wir an den Warentest an und erweitern dessen arbeitsrechtliche Perspektive. Unser Faktencheck liefert einen Überblick über die aktuelle Marktsituation und die Bedingungen für die Arbeiter*innen.

Kennzeichnend für den Orangensaftmarkt ist die Macht der großen Konzerne. In Deutschland sind das die großen Supermarktketten. Diese handeln längst nicht mehr nur mit O-Saft, sondern übernehmen auch zunehmend andere Unternehmensbereiche entlang der Lieferkette, von der Arbeit auf der Plantage bis zur Abfüllung. Das führt zu einer Wettbewerbsverzerrung: Die Säfte der Eigenmarken werden in den Supermärkten bevorzugt platziert und andere Saftmarken sogar aus dem Sortiment entfernt. Neben den Supermarktketten sind die Saftproduzent*innen in Brasilien – Cutrale, Citrusco und Louis Dreyfus – besonders mächtig: Sie kontrollieren zusammen drei Viertel des Weltmarktes. Im Prinzip läuft der gesamte O-Saft-Export in Brasilien über diese drei „Big Player“. Sie unterhalten darüber hinaus sehr gute Handelsbeziehungen zu den relevanten Supermarktketten in Deutschland.

Mit unserem Faktencheck legen wir den Fokus auf die Lieferketten nach Deutschland, die Monopolisierung des Marktes sowie die nahezu kartellartige Macht der Supermärkte und Orangensafthersteller in Brasilien. Denn in der Folge werden kleinbäuerliche Betriebe marginalisiert und Arbeiter*innen von der Wertschöpfung quasi ausgeschlossen – noch immer erhalten sie einen Hungerlohn zu schlechten Arbeitsbedingungen. Für ein Problemverständnis ist es zentral, sich die strukturellen Abhängigkeiten im Markt und die Lieferbeziehungen genauer anzuschauen.

Porträt von Sandra Dusch Silva

Ich bin für Ihre Fragen da:

Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
duschnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800