Kleidung

Wieviel verdient eine Näherin in der Lieferkette von Zalando oder Hugo Boss?

Webseite „Fashion Checker“ bringt Licht ins Dunkel

Pressemitteilung vom 23. Juni 2020

Die Webseite Fashion Checker geht heute online und deckt Details über Lieferketten der größten Modemarken der Welt auf, darunter Zalando, H&M, Primark, adidas und Hugo Boss. Das neue Online-Tool der Kampagne für Saubere Kleidung, in der auch die Christliche Initiative Romero (CIR) aktiv ist, verrät, wo und wie Kleidung hergestellt wurde.
Dazu wurden beide Enden der Lieferkette befragt: hunderte Beschäftigte ebenso wie 108 Modehändler – erstmals in so flächendeckendem Ausmaß. Ergebnis: 93% der befragten Modehäuser zahlen ihren Lieferanten keinen Lohn, der für die Arbeiter*innen zum Leben reicht. 63% informieren gar nicht oder nur rudimentär über ihre Lieferketten.

Jetzt herausfinden, welche Modemarken ihren Arbeiter*innen einen existenzsichernden Lohn zahlen: https://fashionchecker.org/de

Die Forderung der internationalen Menschenrechtsinitiative Kampagne für Saubere Kleidung, dass bis zum 31. Dezember 2022 existenzsichernde Löhne für alle Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie zu zahlen sind, ist ebenso naheliegend wie überfällig.

Hungerlöhne und Mangel an Transparenz

Das Geschäftsmodell der Ausbeutung durch extrem niedrige Löhne unter Missachtung von Menschenrechten hat den Modemarken jahrzehntelang Gewinne in Milliardenhöhe ermöglicht. Dabei werden die Preise für die Lieferanten gedrückt. So zwingen die Modemarken ihre Lieferanten, mit sehr geringen Gewinnspannen zu operieren. Von solch niedrigen Preisen können die Produzenten nur Armutslöhne zahlen.
Die Hungerlöhne in der Bekleidungsindustrie sind oft in der Tiefe komplexer und geheimnisvoller Lieferketten verborgen. Der Mangel an Transparenz in der Bekleidungsindustrie hat es den Unternehmen lange Zeit leicht gemacht, sich ihrer Verantwortung zu entziehen. „Unternehmen müssen aufhören, ihre Geschäftspraktiken zu verheimlichen. Wir brauchen verlässliche Informationen zur Einhaltung von Menschenrechten, also zu Löhnen, Diskriminierung und Unterdrückung von Gewerkschaften vor Ort. Die Verbraucher*innen verdienen es zu wissen, wo und unter welchen Umständen ihre Kleidung hergestellt wird“, fordert Sina Marx von FEMNET.

Modehäuser in Zugzwang

Fashion Checker erhöht die Transparenz in der Bekleidungsindustrie und wirft ein Licht auf Hungerlöhne, exzessive Überstunden und die Ausbeutung, die in der Branche trotz aller gegensätzlichen Beteuerungen der Modehäuser vorherrschen. Bettina Musiolek resümiert: „Fashion Checker zeigt eins überdeutlich: Modehäuser geben gerade in der gegenwärtigen Corona-Krise gerne folgenlose Statements darüber heraus, wie sie angeblich ihrer menschenrechtlichen Verantwortung nachkommen. Nur sehr wenige jedoch veröffentlichen Fakten über ihre Lieferketten und noch weniger lassen den Statements Taten folgen. Die internationale Kampagne für Saubere Kleidung liefert nun mit Fashion Checker exakte und aktuelle Daten über Fabriken und Löhne und bringt die Modehäuser damit in Zugzwang.“
Die Corona-Krise zeigt wieder einmal das enorme Machtgefälle in der Branche: Modeunternehmen stornieren unrechtmäßig ihre Bestellungen, sodass Arbeiter*innen von Fabrikschließungen und Massenentlassungen betroffen sind. Da sie jahrelang viel zu wenig Lohn erhalten haben, sind nun Millionen von ihnen unmittelbar in ihrer Existenz bedroht. Das Argument für einen existenzsichernden Lohn ist noch nie so stark gewesen wie heute.

Die Kampagne für saubere Kleidung

Die CIR ist Gründungsmitglied des deutschen Ablegers der internationalen Clean Clothes Campaign (CCC). Die Kampagne für Saubere Kleidung ist ein weltweites Netzwerk, das sich für die Rechte der Arbeiter*innen in den Lieferketten der internationalen Sport- und Modeindustrie einsetzt. Gemeinsam kämpfen wir für würdige Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie weltweit. Dazu gehört für uns die Zahlung existenzsichernder Löhne und die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Dieser Kodex wurde zusammen mit Partnerorganisationen aus dem globalen Süden erarbeitet und abgestimmt. Zu den Unterzeichner*innen gehört auch die Internationale Textil-, Bekleidungs- und Lederarbeiter-Vereinigung. Ziel der Kampagne ist es, dass große Textilhändler diesen Kodex unterschreiben und sich damit verpflichten, die darin festgelegten Arbeitsrechte bei der Produktion ihrer Kleidung zu gewährleisten, und dies von einer unabhängigen Instanz, wie der Fair Wear Foundation, überwachen zu lassen.

Pressekontakte:

Sina Marx, FEMNET e.V. / Kampagne für Saubere Kleidung
Tel.: 0163 – 8712171
sina.marxnoSpam@femnet.de
Bettina Musiolek, ENS e.V. / Kampagne für Saubere Kleidung
Tel.: 0176 – 577 13 247
bettina.musioleknoSpam@einewelt-sachsen.de

Porträt von Sandra Dusch Silva

Ich bin für Ihre Fragen da:

Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
duschnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800

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