Oscar Romero

Romero als Märtyrer anerkannt

Am 03. Februar 2015 hat der Vatikan Oscar Romero offiziell als Märtyrer anerkannt. Das dürfte der letzter Schritt zur Seligsprechung gewesen sein.

Pressemitteilung vom 4. Februar 2015

Nun ist der Weg für Romeros Seligsprechung frei: Papst Franziskus bestätigte ein Dekret, in dem es heißt, Romero sei 1980 in seiner Bischofsstadt „aus Hass gegen den Glauben“ getötet worden. Seit dem 11. März steht nun auch der Termin der Seligsprechung fest: Sie soll am 23. Mai 2015 in San Salvador stattfinden – in Abwesenheit des Papstes.

Wir von der Christlichen Initiative Romero (CIR) haben mit großer Freude erfahren, dass Papst Franziskus unseren Namenspatron Oscar Romero als Märtyrer anerkannt hat und die Seligsprechung dank des Anschubs durch Franziskus nun endlich Realität werden kann! Dieser letzte Schritt auf dem bereits sehr langen Weg zur Seligsprechung ermutigt uns, unseren Einsatz gegen Unrecht gestärkt fortzusetzen. Seit 1981 – also ein Jahr nach der Ermordung Romeros – versuchen wir, uns im Sinne des mutigen Erzbischofs gegen Ungerechtigkeitsverhältnisse einzusetzen und den Stimmlosen eine Stimme zu verleihen – insbesondere in unseren Partnerländern in Mittelamerika. Nicht nur für Menschen in Romeros Heimatland El Salvador ist Oscar Romero auch heute noch ein großes Vorbild, trotz aller Widrigkeiten gegen ungerechte Machtstrukturen anzukämpfen und Partei für die Armen zu ergreifen.

„Licht der Hoffnung“ für Mittelamerika

Rutilio Delgado von unserer langjährigen, salvadorianischen Partnerorganisation Centro Bartolomé de las Casas (CBC) sieht in dem lang ersehnten Fortschritt auf dem Weg zur Seligsprechung Romeros ein „Licht der Hoffnung in schwierigen Zeiten in El Salvador“:

„Die Ankündigung von Papst Franzikus zur Seligsprechung von Oscar Romero bedeutet eine große Portion Hoffnung und Motivation für das salvadorianische Volk – vor dem Hintergrund der Gewalt, die unser Land beherrscht. Monsenor Romero war und ist eine große Inspiration für dieses Volk, seine Seligsprechung ist nicht weniger als ein Wunder, welches die Tür für Freude und Frieden in einem Kontext von Leid und Schmerz öffnet. Die Freude ist riesig, da es sich so anfühlt, als hätte Romero uns nie alleine gelassen. Romero überrascht uns erneut und erfüllt uns mit Hoffnung. In El Salvador nimmt Gott die Gestalt von Oscar Romero an.“

Vatikan respektiert „Proheten einer realistischen Kirche“

Norbert Arntz vom Institut für Theologie und Politik (ITP) sowie Vorstandsmitglied der CIR kommentiert den Schritt des Vatikans wie folgt:

„Der Vatikan anerkennt, dass man Romero nicht umgebracht hat, weil er fromm gebetet, theologisch korrekt gepredigt und sich den Armen fürsorglich zugewendet hat, sondern weil er der Prophet einer ‚realistischen Kirche‘ war, einer Kirche, die sich nicht mehr als „Machtinstrument“ missbrauchen lässt, nicht mehr als Schachfigur im Spiel der Mächtigen fungiert, sondern ‚Fleisch und Blut annimmt im Interesse der Armen‘. Für die Armen ist Romero deshalb immer schon ‚el santo completo‘, ein richtiger Heiliger gewesen. Das respektiert nun auch der Vatikan.“

Maik Pflaum, El Salvador-Referent bei der Christlichen Initiative Romero, kommt von seinem Besuch in El Salvador im Februar mit der folgenden Einschätzung zurück:

„In El Salvador löste die Anerkennung Romeros als Märtyrer große Freude aus. Viele, die unter der Repression der 70er und 80er Jahre gelitten haben, fühlen sich und ihr Engagement posthum gewürdigt. Ganz wichtig ist nun jedoch, die wahre Botschaft Romeros und sein Wirken gegen ungerechte Strukturen nicht verwässern zu lassen. Die Rechte El Salvadors ist schon eifrig dabei, Kapital aus der Ankündigung aus dem Vatikan zu schlagen und zeigt sich in der Öffentlichkeit „erfreut“ über die Ehre für das Land El Salvador. Es ist ein wichtiges Anliegen der CIR und ihrer Projektpartnern, die bevorstehende Seligsprechung Romeros nicht zur Verfälschung der Historie (a la „Schluss mit der Geschichte – wir Salvadorianer*innen schauen in die Zukunft!“) verkommen zu lassen, sondern weiterhin mehr Gerechtigkeit und eine Aufarbeitung der Menschenrechtsverletzungen und ein Ende des Amnestie-Gesetzes im kleinsten mittelamerikanischen Land zu fordern.“