Bergbau & Rohstoffe

Menschenrechtsverletzungen für Stahl

Protestaktion gegen ThyssenKrupp

Die CIR-Rerentinnen Anna Backmann und Isabell Ullrich bei einer Aktion im Vorfeld der Hauptversammlung von ThyssenKrupp. Foto: CIR.

Im Januar 2017 haben wir auf der Hauptversammlung von ThyssenKrupp 31.534 Unterschriften (30.252 Online-Unterschiften und 1.282 Protestpostkarten) an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Heinrich Hiesinger übergeben. Seitdem erreichten uns weitere 64 Postkarten und 245 Online-Unterschriften mit folgenden Forderungen:

Der Konzern soll

  • mit den Betreibern der Minen in Mosambik in Dialog treten
  • sich für eine umfassende Wiedergutmachung der sozialen und ökologischen Schäden einsetzen
  • den Schutz der Rechte der von Bergbau betroffenen Gemeinden in ihrem Verhaltenskodex für Zulieferer festschreiben
  • und geeignete Maßnahmen in ihrem Managementsystem zur Umsetzung und Überprüfung einführen.

Wir haben diese Stimmen nachträglich an das Unternehmen verschickt, um in Erinnerung zu rufen, dass die Forderungen weiterhin bestehen. Zwar hat ThyssenKrupp auf unseren Protest bei der Hauptversammlung hin einen kleinen Schritt in die richtige Richtung getan und seinen Zulieferkodex um die Rechte von Dritten erweitert. Das Unternehmen muss aber von seinen Lieferanten eindeutiger den Schutz der Rechte der Menschen, die im Umfeld von Bergbauprojekten leben, einfordern und Maßnahmen zur Überprüfung ergreifen.

Keine Verbesserung für die Betroffenen in Mosambik in Sicht

Auf der Hauptversammlung im Januar konnte uns ThyssenKrupp keine zufriedenenstellende Auskunft zur Situation in Mosambik geben. Laut Friends of the Earth („The Economics of Coal“, S.46/47, Stand Dezember 2016), die mit den Gemeinden engen Kontakt pflegen, hat sich nichts an der Situation verbessert. Hierzu hat die Organisation im letzten Jahr eine Studie veröffentlicht.
Hier finden Sie die englischsprachige Studie der Organisation Justica Ambiental (Friends of the Earth Mozambique), die mit den betroffenen Personen in engem Kontakt steht.

Studie Diebstahl

Ein Blick auf die Stahlindustrie und ihre Nebenwirkungen in den Abbauländern

Als wichtigster Grundwerkstoff wird er bezeichnet. Stahl, eine Legierung aus Eisen, Kohlenstoff und anderen Metallen und Nichtmetallen, gilt als universell einsetzbar, egal ob als Autokarosserie, Stütze im Gebäudefundament oder Küchengerät aus Edelstahl. Unterschiedliche Legierungen machen Stahl je nach Bedarf korrosionsfest, besonders hart, hitzebeständig oder formbar. Stahl ist für die Industrie und für unseren Alltag zu einem unverzichtbaren Rohstoff geworden…
Aus diesem Grund wird der Stahlindustrie eine besondere wirtschaftliche Bedeutung zugeschrieben. Als „Schlüsselindustrie“ und „Rückgrat der deutschen Volkswirtschaft“ versorgt sie sämtliche Branchen und schafft Arbeitsplätze. Nach Branchenangaben sind 3,5 Millionen Beschäftigte in dem Sektor tätig, das sind zwei von drei Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe. Deutschland ist in der Stahlherstellung europäischer Spitzenreiter: 42,7 Mio. Tonnen Rohstahl wurden 2015 in der Bundesrepublik produziert und somit ein Viertel des in der EU hergestellten Stahls. Rund die Hälfte des deutschen Stahls produzieren nur drei Konzerne, ThyssenKrupp (rund 12,5 Mio. Tonnen Rohstahl), die Salzgitter AG und ArcelorMittal Deutschland (jeweils rund 7 Mio. Tonnen Rohstahl).

Steel made in Germany

Hinter diesen Zahlen gerät jedoch aus dem Blickfeld, dass die notwendigen Rohstoffe zur Stahlherstellung – insbesondere Eisenerz und Kokskohle – importiert werden müssen. Eisenerz stammt größtenteils aus Brasilien, gefolgt von Schweden und Kanada; die Kokskohle stammt vor allem aus Australien, den USA, Russland und Mosambik. Auch die weiteren Metalle, die zur Stahlherstellung benötigt werden, wie Nickel, Wolfram oder Kupfer, werden in weit entfernten Stätten abgebaut. Dass der Abbau von metallischen Rohstoffen oftmals mit erheblichen Umweltzerstörungen und massiven Menschenrechtsverletzungen einhergeht, berichten die Organisationen im AK Rohstoffe regelmäßig. Die Stahlindustrie stellt in dieser Hinsicht keine Ausnahme dar. Im Folgenden werden zwei Länder, aus denen Deutschland seine Rohstoffe zur Stahlherstellung bezieht, genauer betrachtet.