Großhandel

Wenig Transparenz, noch weniger Arbeitsrechte

EDEKA C+C Großmarkt GmbH / EDEKA Food Service

Die EDEKA Gruppe besteht aus der EDEKA Zentrale in Hamburg, sieben Regionalgesellschaften, die eigene Märkte betreiben, sowie aus 3.800 selbstständigen EDEKA Kaufleuten im LEH. In den letzten Jahren wurden zudem die deutschen SPAR Märkte, die Netto Marken-Discount AG und einige Kaiser’s Märkte übernommen.

EDEKA C+C Großmarkt ist die Dachmarke für die Abholmärkte. Darunter ist auch der EDEKA Foodservice für den Lieferbereich angesiedelt, der von den jeweiligen Regionalgesellschaften durchgeführt wird.

Um das eigene Profil im Großhandel zu stärken, übernahm EDEKA 2019 die Handelshof-Gruppe. Unter den Marken Union-SB/ SB-Union bzw. MIOS (u.a. zuständig für Berlin) werden weitere Großmärkte betrieben. Außerdem gibt es Kooperationen mit L. Stroetmann Großverbraucher GmbH & Co. KG und Lüning Handels-GmbH & Co. KG. Die Angaben im Profil beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf EDEKA C+C Großmarkt.
 

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Hauptsitz: Hamburg (Konzernzentrale)/ Offenburg (EDEKA Foodservice)
Geschäftsleitung: Ralf Hawig, Stephan Wohler (Vorstand EDEKA Foodservice Stiftung & Co. KG)
Anzahl der Mitarbeitenden: 7.305
Standorte in Deutschland: 92 Cash & Carry Standorte, 22 Logistik-Standorte
Unternehmensumsatz: 2,3 Mrd. Euro (2019)
Unternehmensbereiche in Deutschland: Cash & Carry, Lieferservice
Sortimentsgröße insgesamt: 15.000 Artikel Kernsortiment (inkl. 9 Prozent Anteil an Non-Food-Produkten); Anteil biozertifiziert: keine Informationen; Anteil fairzertifiziert: keine Informationen
Eigenmarken im Lebensmittelbereich: EDEKA Foodservice Classic, EDEKA Foodservice Premium, gut & günstig (Übernahme aus dem LEH), Maître, Mentor, Seastar Premium; ca. 3.600 Produkte im Food- und Non-Food-Bereich.

 

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1. Transparenz:
EDEKA hat eine Beantwortung des Fragebogens abgelehnt. Ein öffentlich zugänglicher Nachhaltigkeitsbericht der gesamten EDEKA Gruppe nach GRI-Standard existiert nicht. Informationen über Zulieferketten, Produktionsländer sowie Informationen zu angewandten Sozialstandards und Prüfkriterien sind vage oder nicht öffentlich. Lediglich für Fleisch- und Fischprodukte bietet EDEKA eine Rückverfolgung zu Herkunft und Haltungsbedingungen, nicht jedoch zu den Arbeitsbedingungen an.

 

2. Struktur der Lieferkette im Lebensmittelbereich:
Die EDEKA Gruppe ist in Bezug auf die Eigenproduktion das am breitesten aufgestellte Unternehmen. Sie verfolgt auch weiterhin konsequent eine Strategie der Ausweitung dieser vertikalen Integration einschließlich der Kontrolle über die gesamte Lieferkette.

EDEKA unterhält insgesamt zwölf eigene Fleischwerke und 14 regionale Großbäckereien. Weitere Beteiligungen: Sonnländer und albi (Fruchtsäfte), Schwarzwald-Sprudel GmbH (Mineral- und Heilwasser), Ortenauer Weinkeller und Rheinberg Kellerei (Wein). Über diese Grundstruktur hinaus unterhält die Zentrale das EDEKA Fruchtkontor, welches zu den größten Fruchtimporteuren Europas zählt.

 

3. Verhaltenskodex:
Der Kodex von EDEKA-Gruppe basiert u.a. auf den ILO-Kernarbeitsnormen. Sozialstandards gelten auch für Saison- und Zeitarbeiter*innen sowie Beschäftigte über Subunternehmen. Aus- und Weiterbildungsangebote für Arbeiter*innen sind vorgesehen, allerdings ohne die Beteiligung lokaler Interessengruppen.

3.1 Kodexumsetzung im Lebensmittelbereich: Die EDEKA-Gruppe fordert die „Einhaltung sozialer Mindeststandards“, die Bestandteil der Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind. EDEKA setzt bei allen Eigenmarken-Lieferanten die Zertifizierung nach IFS (International Food Standard) voraus, im Obst und Gemüse-Segment alternativ auch GLOBALG.A.P. EDEKA will mit dem WWF bis 2022 ein Tool zur Analyse und Prüfung von Beschaffungsrisiken entwickeln, zunächst nur für Obst und Gemüse, perspektivisch auch für weitere Rohstoffe. EDEKA erkennt einen „besonderen Handlungsbedarf bei Obst oder Kaffee/ Tee/ Kakao” an und sieht „ein besonders hohes Risiko … von Kinder- und Zwangsarbeit, Diskriminierung sowie Arbeitszeit und -entlohnung” in den Lieferketten.
3.2 Kontrollen zur Einhaltung des Kodex im Lebensmittelbereich: Selbstauskunft. Keine weiteren Kontrollen bekannt. EDEKA verweist stattdessen auf die Mitgliedschaft in Multi-Stakeholder-Initiativen.
3.3 Mitgliedschaften in Kontroll-, Monitoring- oder Verifizierungsinitiativen: EDEKA ist Mitglied in den Unternehmensinitiativen amfori BSCI und SAI Platform. Für die Eigenmarken entwickelte EDEKA ein Ökoprogramm gemeinsam mit dem WWF, das Eigenmarken mit Standards wie EU-Biosiegel, Naturland, MSC, FSC oder Blauer Engel auszeichnet.
3.4 Weitere Standards und Mitgliedschaften: EDEKA ist u. a. Mitglied im Forum für Nachhaltigen Kakao, im Forum für nachhaltiges Palmöl, der Juice CSR Platform sowie dem RSPO.
 

4. Belieferung der öffentlichen Hand:
keine Informationen

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5. Kommentar der CIR

Trotz des Beitritts zu weiteren Initiativen seit unserer ersten Studie 2018 und der bedingten Rückverfolgbarkeit von Fisch- und Fleischprodukten haben sich die Produktions- und Nachhaltigkeitsstandards von EDEKA kaum verändert. Die Übernahme von Produktions-, Verarbeitungs- und Lieferprozessen ermöglicht es EDEKA, ohne die Einführung verbindlicher Sozial- und Verhaltensstandards über die gesamte Lieferkette eine stärkere Verhandlungsmacht gegenüber Zulieferunternehmen und Produzent*innen aufzubauen und so die Arbeitsbedingungen in der Zulieferkette negativ zu beeinflussen.

EDEKA erkennt nun zwar die besonderen sozialen Risiken kritischer Agrarrohstoffe an, aber die Verhaltenskodizes von BSCI und SAI, zu denen sich EDEKA durch die Mitgliedschaft verpflichtet, beinhalten nur grundlegende Arbeitsstandards entsprechend der ILO-Kernarbeitsnormen. Nach vorliegenden Informationen berücksichtigen diese Initiativen weder die Rechte auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen noch die Zahlung eines existenzsichernden Lohns für alle Arbeiter*innen der Zulieferkette.

EDEKA konnte bisher nicht beispielhaft zeigen, wie identifizierte Verstöße gegen Arbeitsrechte nachverfolgt und behoben werden. Es gibt keinen öffentlichen Nachhaltigkeitsbericht nach GRI-Standards. Die negativen Auswirkungen der eigenen Beschaffungspolitik auf die Arbeitsbedingungen in den Lieferketten werden somit nur unzureichend berücksichtigt.

Foto: Maren Kuiter

Ich bin für Ihre Fragen da:

Merle Kamppeter
Referentin für nachhaltige Agrarlieferketten, öffentliche Beschaffung
kamppeternoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-61