Kleidung

Licht ins Dunkel

Die Kampagne für Saubere Kleidung belegt mit neuem Bericht die Ausbeutung in der Modebranche.

Frau mit gelber Kleidung geht eine Gasse entlang, sie blickt nach unten.

Kein einziges Unternehmen zahlt Textilarbeiter*innen einen existenzsichernden Lohn.
Foto: CCC

Keine existenzsichernden Löhne, Überstunden und geschlechtsspezifische Diskriminierung. Der Bericht „Licht ins Dunkel: Ein Blick auf die Ausbeutung in der Modebranche“ der Kampagne für Saubere Kleidung, zu deren Trägerorganisationen die Christliche Initiative Romero gehört, verdeutlicht die Notwendigkeit für ein Lieferkettengesetz. Dabei bezieht sich die Kampagne auf Daten des Online-Tools FashionChecker.
Die Unternehmensbefragung zeigt, dass nicht ein einziges Unternehmen allen Arbeiter*innen in seiner Lieferkette einen existenzsichernden Lohn zahlt. Die Corona-Pandemie hat die Situation für Arbeiter*innen durch Lohnausfälle und Arbeitsplatzverlust noch verschärft, da unzählige Markenunternehmen Bestellungen storniert und Rabatte von Zulieferern gefordert haben.

Auch gehobene Marken zahlen nicht genug Lohn

Die Kampagne für Saubere Kleidung bringt in dem Bericht Ergebnisse aus Unternehmensbefragungen und Feldforschung in Produktionsländern aus den Jahren 2019 und 2020 zusammen: 108 Marken- und Einzelhandelsunternehmen aus 14 Ländern erhielten Fragebögen, 490 Arbeiter*innen aus China, Indien, Indonesien, der Ukraine und Kroatien gaben Interviews und zeigten ihre Gehaltsabrechnungen.
Die im Bericht aufgeführten Ergebnisse zeigen den starken Kontrast zwischen den Behauptungen von Modemarken und der Lebensrealität von Arbeiter*innen in Produktionsländern auf. Dies gilt auch für die untersuchten Textilunternehmen aus Deutschland, darunter Marken aus dem gehobenerem Preissegment wie Hugo Boss, die auch in Europa für Hungerlöhne produzieren lassen, aber auch Marken wie adidas und Online-Händler Zalando, die im Zuge der Coronakrise mehr als 20 Prozent Umsatz als im Vorjahr verzeichnen konnten.

Überstunden und Diskriminierung

Trotz übermäßiger Überstunden von über 100 Stunden pro Monat verdienen nur zwei der 490 befragten Arbeiter*innen einen existenzsichernden Lohn – beide hatten jedoch zwei Jobs zugleich. Die Studie zeigt auch die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts anhand von Löhnen auf. So verdienen Frauen in Indien im Durchschnitt 12% weniger als Männer. Im Rahmen der Unternehmensbefragung lieferte keine einzige befragte Marke Nachweise oder öffentliche Informationen zu geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden in ihrer Lieferkette.
Das Versäumnis deutscher Unternehmen, ihren menschenrechtlichen Verpflichtungen nachzukommen, ist untrennbar mit mangelnder Transparenz verbunden. Das gilt insbesondere für solche Daten, die auf Menschenrechtsverletzungen hinweisen. Unternehmen veröffentlichen kaum Informationen dazu, wie viel Arbeiter*innen verdienen, wie das mit dem Geschlecht der Belegschaft zusammenhängt oder ob es Gewerkschaften in den Fabriken gibt“, erklärt Sina Marx von FEMNET (Mitgliedsorganisation der Kampagne für Saubere Kleidung).

Lieferkettengesetz jetzt!

Die im Bericht „Licht ins Dunkel“ veröffentlichten Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer transparenten Berichterstattung zu Arbeitsbedingungen in globalen Lieferketten, um existenzsichernde Löhne in der gesamten Branche umzusetzen. Sie zeigen, dass Unternehmen nicht freiwillig auf menschenwürdige Arbeit in ihren Lieferketten achten.
Darum brauchen wir endlich ein Gesetz, das deutsche Unternehmen künftig dazu verpflichtet, Produkte auch im Ausland nicht unter Verletzung von Menschenrechten herzustellen. Das fordern wir, ebenso wie die Verbraucher*innen“, sagt Sina Marx. „Wer will schon ein T-Shirt tragen, das von einer hungernden Frau genäht wurde?
 

Porträt von Sandra Dusch Silva

Ich bin für Ihre Fragen da:

Sandra Dusch Silva
Referentin für nachhaltige Lieferketten und Kleidung
duschnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 030 - 41723800