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Maquila Delegationsreise nach El Salvador

Centro Bartolomé de las Casas: Gegen die Kultur der Gewalt

Das CBC führt seit einigen Jahren, unter anderem in Schulen, Programme zur Gewaltprävention durch.

Zu Besuch im Centro Bartolomé de las Casas

Zu Besuch im Centro Bartolomé de las Casas

Das Centro Bartolome de las Casas (kurz: CBC) hat sein Zentrum mitten im historischen Viertel San Salvador – dort, wo man bei Einbruch der Dämmerung schleunigst verschwinden sollte. Durch das Gebäude laufen wie ein Kreuz die Grenzen verschiedener verfeindeter Banden, Maras genannt. Wer im Gebiet der anderen Gang angetroffen wird, ist tot. Das gilt auch für Schüler*innen und Jugendliche, die lediglich in einer Gegend wohnen, wo die andere Bande herrscht. Das macht es auch für viele schwer, überhaupt ins CBC zu kommen. Oder sie müssen weite Umwege gehen, denn feindliches Gebiet ist wie eine Tretmine. Auch wenn man überhaupt nichts mit den Maras zu tun hat.

Irgendwie hat es das CBC geschafft, dass seine Räume als neutrales Gebiet anerkannt werden. Die Maras lassen sie arbeiten, und sie dringen auch nicht ein, um „Feinde“ zu stellen.

Das CBC führt seit einigen Jahren – finanziell unterstützt von der CIR – auch in Schulen Programme durch. Damit wird Gewaltprävention eingeübt. Die Lehrer*innen sowie die Eltern und andere Bezugspersonen werden trainiert, wie der Gewalt gewaltlos begegnet werden kann. Die Arbeit weist Erfolge auf, aber die Aufgabe ist enorm.

Um uns zu zeigen wie das Projekt funktioniert, fahren wir mit dem CBC zu einem Jugendzentrum am Rand der Hauptstadt. Eine „heiße Gegend“ – auch dort treiben die Maras ihr schreckliches Unwesen. Die Gegend ist so heiß, dass das CBC dort nicht in der Schule arbeiten kann, wie ursprünglich beabsichtigt. Mehrere Jugendliche nutzen die Gelegenheit, in unserem Mietbus zum Jugendzentrum zu fahren. Warum? Weil sie anders nicht hinkommen. Der öffentliche Bus kann von der Mara gestoppt und kontrolliert werden. Und wer aus dem Gebiet der anderen Gang kommt, schwebt in Lebensgefahr.

Das Jugenzentrum ist bunt bemalt, man sieht, dass es lebt. Es wird von Ordensschwestern geführt, die mit Ehrenamtlichen kooperieren. Sie wollen den Jugendlichen Alternativen bilden, die Spaß machen. Alternativen zur Todesspirale der Mara. Es gibt eine Band und eine Brakedance-Gruppe. Die Mitglieder sind sichtlich stolz, uns ihr Können vorführen zu dürfen. Und wir offen begeistert von ihren schweißtreibenden Künsten.

Das Jugendzentrum arbeitet auch mit den Eltern, will Hilfestellung geben, damit ihre Kinder nicht mit der Mara in Kontakt kommen oder, wenn dies schon geschehen ist, Wege des Ausstiegs finden.

Wobei viele Kinder diesen Rahmen gar nicht haben. Wir fragen Jose* (*Name geändert), ob er Freund*innen oder Bekannte hat, die in der Mara sind. Er bejaht. Mindestens drei haben diesen Weg eingeschlagen. Warum? Bei einem ist der Vater in die USA emigriert und die Mutter arbeitet viele Stunden am Tag. Der Zweite ist schon mit zehn Jahren in die Mara, als Familienersatz. Er wuchs beim Onkel auf, und der hat ihn misshandelt. Und er Dritte hatte eigentlich alles, aber er hat sich nicht wohl gefühlt und auch die Mara als neue Familie gewählt.

Wir fragen Jose, ob die vielen Soldat*innen, die man auf der Straße sieht, die Gewalt in den Griff bekommen können? Das glaube er nicht, im Gegenteil. Sie tragen zur Gewalt bei. Sie verhören willkürlich Jugendliche um heraus zu bekommen, ob sie in der Mara sind. Beim letzten Mal haben sie Jose den Gewehrkolben so gegen das Knie geschmettert, dass er eine Woche nicht laufen konnte.

Da überzeugt uns der Ansatz des CBC schon wesentlich mehr…

Mehr zur Maquila Delegationsreise

Vom 26. Januar bis zum 6. Februar 2015 hat die CIR eine Delegationsreise zum Thema „Maquila“ (spanisch für Bekleidungsfabrik) ins mittelamerikanische Land El Salvador unternommen. Gemeinsam mit Journalist*innen und entwicklungspolitischen Multiplikator*innen aus Deutschland sowie Mitarbeiterinnen von Nichtregierungsorganisationen aus Rumänien, der Slowakei und Bulgarien trafen wir Partnerorganisationen der CIR aus der Menschen- und Arbeitsrechtsarbeit. Auf dem Reiseplan standen u.a. Treffen mit Fabrikarbeiter*innen, Betriebsgewerkschaften sowie Arbeitsrechtler*innen.

Porträt von Maik Pflaum

Ich bin für Ihre Fragen da:

Maik Pflaum
Referent für El Salvador, Kleidung, Spielzeug
pflaumnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0911 – 214 2345