Kleidung

50 Jahre Primark – Eine unrühmliche Bilanz

Studie: Fast Fashion verantwortlich für humanitäre und Umweltschäden – Deutschlandweit Aktionen am 13. Juni

Pressemitteilung vom 11. Juni 2019

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Modediscounters Primark hat die CIR (Christliche Initiative Romero e.V.) die Auswirkungen der Fast Fashion auf Umwelt und Menschen, konkret Arbeiter*innen in sri-lankischen Zulieferfabriken von Primark, untersucht. In ihrem von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW geförderten Dossier Fast Fashion zieht sie eine bittere Bilanz. „In keiner der untersuchten Fabriken wird der Verhaltenskodex eingehalten, den Primark seinen Herstellern auferlegt. Die Löhne und das Maß an Überstunden sind teils illegal. Und wir haben herausgefunden: Primark und Co. tragen den Hauptteil der Verantwortung dafür mit ihrem Einkaufsverhalten“, fasst Isabell Ullrich, Referentin für Kleidung bei der CIR, zusammen.

80 Stunden Arbeit pro Woche für einen Hungerlohn

Bis zu 80 Stunden pro Woche arbeiteten die befragten Textilarbeiter*innen regelmäßig in den sri-lankischen Fabriken. Maximal 45 reguläre und 12 Überstunden sind für Frauen in Ausnahmefällen erlaubt. Manche erhalten nicht einmal den Mindestlohn von umgerechnet 79 Euro. Für ein würdiges Leben reicht das nicht im Geringsten – laut der Asia Floor Wage Alliance müsste ein existenzsichernder Lohn in Sri Lanka mindestens 296 Euro betragen. „Ich würde diese Arbeit keinem empfehlen. Unsere Löhne sind so niedrig, wir können nicht einmal genug Lebensmittel kaufen“, berichtet eine der Befragten.

Schuld liegt bei Modemarken

„Die Verantwortung der Fast Fashion Marken an diesen Zuständen ist nicht von der Hand zu weisen“, sagt Isabell Ullrich. „Bei der Auswahl der Fabriken schauen Primark und Co. nur auf Preis, Zeit und vielleicht noch Qualität. Die ethischen Ziele, die sie sich groß auf die Fahnen schreiben, spielen beim Einkauf keine Rolle – ganz im Gegenteil.“ Durch das Einkaufsverhalten der Fast-Fashion-Marken entsteht eine kurzfristige und unstetige Auftragslage in den Fabriken und hoher Zeit- und Preisdruck. Dieser wird an die Arbeiter*innen weitergegeben, die dann Überstunden machen und zu einem Hungerlohn arbeiten müssen.

Verheerende globale Auswirkungen der Modeindustrie

Die schnelllebigen Trends, die dazu führen, dass Shoppen für viele zum wöchentlichen Hobby geworden ist, sind zudem für 35% des Mikroplastiks in den Ozeanen, den Ausstoß von etwa 1.500 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten und 92 Millionen Tonnen Müll jährlich verantwortlich. Knapp die Hälfte aller Arbeiter*innen in der Textilproduktion leiden an arbeitsbedingten Krankheiten.

Fazit

Die Zahlen zeigen, dass sich die Modeindustrie grundlegend ändern muss, um diese humanitären und Umweltschäden in Zukunft zu vermeiden. In der Pflicht sind, so Isabell Ullrich, nicht nur die Verbraucher*innen: „Die Konzerne müssen die Ziele ihrer Nachhaltigkeitsabteilungen auch in ihrer Geschäftstätigkeit umsetzen. Und auch die Politik kann mit einem Sorgfaltspflichtengesetz dazu beitragen, Arbeitsrechtsverletzungen in Zukunft zu verhindern.“ Von Primark, C&A und allen weiteren Auftraggebern der untersuchten Fabriken in Sri Lanka fordert die CIR konkret, dafür zu sorgen, dass die Verstöße gegen Arbeitsrecht und Versammlungsfreiheit sofort eingestellt und existenzsichernde Löhne gezahlt werden. Dafür werden sich die Regionalgruppen der Kampagne für Saubere Kleidung am 13. und 15. Juni vor vielen deutschen Primark-Filialen in öffentlichkeitswirksamen Aktionen einsetzen.

Hintergrund

Anlass für die Fast Fashion Bilanz ist das 50-jährige Jubiläum des Modediscounters Primark im Juni 2019. Laut der englischen Wikipedia wurde am 13. Juni 1969 die erste Filiale – in Irland damals wie heute unter dem Namen Penneys – eröffnet. Die CIR lies zehn Fabriken in Sri Lanka untersuchen, wovon sechs für Primark und sieben für C&A fertigen, sowie die globalen Auswirkungen der Fast Fashion Industrie insgesamt und ihrer Einkaufspraktiken im Besonderen.

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Dossier Fast Fashion – Eine Bilanz in 3 Teilen
Teil 1: Arbeitsbedingungen
Teil 2: Einkaufspraktiken
Teil 3: Die Folgen in Zahlen
Pressemitteilung als PDF
Die Grafiken des Dossiers stehen der Presse zur freien Verfügung und können hier heruntergeladen werden: PDF (für Druck) | PNG (für web)

Grafiken zur freien Verfügung für die Presse

Die wahren Kosten der Fast Fashion in Form von CO2, Müll, Ausbeutung der Arbeiter*innen etc.
Illustration: Nikola Berger unter CC-BY-NC-SA 4.0

Tatsächliche vs. existenzsichernde Löhne in den untersuchten Textilfabriken in Sri Lanka

Postkarte mit Illustration einer Näherin und der Frage "Alles Prima?k"

Ansprechpartnerin_Miriam_Instenberg

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Miriam Instenberg
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
instenbergnoSpam@ci-romero.de
Telefon: 0251 - 674413-13

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