29. August 2019
Das Amazonas-Gebiet steht in diesem Sommer zu einem großen Teil in Flammen. Über 79.000 Brände zählte das Weltraumforschungsinstitut INPE bis Ende August, so viel wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen 2013. Die Waldbrände sind teilweise auf trockene Witterungsverhältnisse zurückzuführen. In vielen Fällen legen aber auch Großgrundbesitzer*innen und kriminelle Gruppen gezielt die Brände, um illegal riesige Gebiete für Weideflächen und Monokulturen zu erschließen.
Doch auch Bergbauunternehmen und Kleinschürfer*innen vernichten die Urwälder Brasiliens für den Abbau von Mineralien wie Bauxit, Eisenerz, Gold oder Kupfererz. Laut eines 2017 in der Zeitschrift Nature Communications erschienen Artikels ist Bergbau für ca. 9 Prozent der Abholung von 2005 bis 2015 im Amazonas-Gebiet verantwortlich. Der extraktive Sektor zerstört damit die Lebensgrundlagen indigener Gruppen, gefährdet die Biodiversität und befeuert den Klimawandel. Häufige Unfälle fordern zudem Menschenleben: Erst im Januar 2019 tötete ein Dammbruch in einer Eisenerzmine 233 Menschen.
Auch deutsche Unternehmen stehen über ihre Geschäftsbeziehungen mit der Abholzung in Verbindung. Deutschland importierte Daten des Statistischen Bundesamts zufolge allein 2018 mindestens 17,8 Millionen Tonnen Eisenerz aus Brasilien. Maschinenhersteller wie Siemens und Thyssenkrupp liefern Equipment für den Abbau von Erzen. In offenen Briefen fordern nun 22 Organisationen, dartuner die CIR, die beiden Unternehmen auf, keine Geschäfte mit Bergbauunternehmen zu machen, die die Rechte indigener Gemeinden verletzen und ihre Territorien rauben.
Wir wenden uns an Sie vor dem Hintergrund, dass uns die neuesten Entwicklungen in Brasilien äußerst beunruhigen. „Die Lunge der Welt“ in Amazonien brennt in nie gekanntem Ausmaß. Die illegale Brandrodung ist größtenteils menschengemacht. Großgrundbesitzer, Bergbau-Konzerne und Rinderzüchter reißen die Territorien indigener Gruppen gewaltsam an sich.
Gleichzeitig wird massiv Regenwald gerodet. Um 278% stieg die Fläche des gerodeten Waldes im Juli 2019 im Vergleich zum Vorjahr. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro trägt eine große Mitverantwortung für diese Zerstörung von Umwelt und Weltklima.
Bolsonaro hat angekündigt, dass Land der Indigenen dem Agrobusiness und Bergbau zur Verfügung zu stellen. Er verkauft das als Wohltat, die den Indigenen zugutekomme. Doch in Wahrheit reißen bewaffnete Banden das Land gewaltsam an sich. Die indigenen Gemeinschaften leben in ständiger Angst vor dem nächsten brutalen Angriff auf ihr Land.
„Dieses Gerede über indigene Völker ist rückwärtsgewandt und behandelt uns respektlos, unsere Geschichte, unsere Abstammung!“, protestierten 200 indigene Frauen vom Unteren Tapajós-Fluss in Amazonien in einer gemeinsamen Erklärung bereits im Januar 2019. Ihr Urteil fällt harsch aus: „Der Präsident vergleicht uns mit Tieren im Zoo, die in einem Käfig gefangen sind. Er macht absurde Aussagen über unsere Lebensweise und über unsere Wünsche als Bürgerinnen.“ Auch die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker, Victoria Tauli-Corpuz, forderte die Regierung Bolsonaro explizit auf, die von Brasilien unterzeichneten internationalen Abkommen einzuhalten, die den Schutz indigener Völker und ihrer Territorien gewährleisten.
Angesichts der massiven Bedrohung der Integrität der indigenen Territorien durch die gezielte Öffnung für den Bergbausektor und das Agrobusiness fordern wir Sie als international tätiges Unternehmen auf:
Die indigenen Gemeinden in Brasilien gehören zu den besten Verwaltern und Bewahrern großer Wälder und biologischer Vielfalt. Wenn ihre Rechte mit Füßen getreten werden, geht es allzu oft darum, weitere Inwertsetzungsspiralen durch klimaschädliche Abholzung in Gang zu setzen. Der Schutz indigener Landrechtsverteidiger ist daher nicht nur eine menschenrechtliche Notwendigkeit, sondern auch dringend erforderlich, um die Klimakrise zu mildern.
Ich bin für Ihre Fragen da:
Christian Wimberger
Referent für öffentliche Beschaffung, Rohstoffe
wimberger @ci-romero.de
Telefon: 0251 – 674413-21